Kategorie: Reisen

Die längste Busfahrt, die schönste Stadt und Valle d`Elqui

Die 16 Stunden Busfahrt von San Pedro nach La Serena war doch recht erträglich. In dem „cama“-Bus habe ich unglaublich gut geschlafen, nachdem die Dame neben mir mit ihren 2 Handys in 30 Minuten glatt 14 Gespräche geführt hat. Blöd, dass der Mensch, auch der Chilene, immer nur mit einem Telefon gleichzeitig sprechen kann.
Zumindest war der Bus unglaublich bequem. Der Aufpreis war es wirklich wert. 1100km für 30000$ ist auch ein super Preis. Wenn so was nach Deutschland kommt, dann kann die Bahn endgültig einpacken. Dazu gibt es dann noch einen Abend- und Frühstückssnack und minutengenaue Ankunfts- und Abfahrtzeiten. Dummerweise muss mir beim Aussteigen mein Handy aus der Hosentasche gerutscht sein. Als ich es dann außerhalb vom Terminal bemerkt habe, war der Bus schon wieder weg Richtung Santiago. Alles was mit die Dame am Schalter dann noch sagen konnte war, dass ich am Nachmittag wenn der Bus in Santiago ist, noch mal anrufen soll. Das Handy ist eine Sache, die ganzen gespeicherten Nummer sind um so bitterer. Ich glaube meine letzte Sicherung ist gut ein halbes Jahr alt. Mist, aber alles ärgern bringt mich auch nicht weiter.
Also erstmal die Stadt La Serena anschauen. Die Stadt ist für mich die schönste in ganz Chile. Die Häuser im Zentrum stammen alle aus der Kolonialzeit. Es sieht wirklich toll aus, auch wenn mal nicht die Sonne scheint, sondern der Küstennebel die Stadt bedeckt. Da das Zentrum ziemlich klein ist, bin ich mit meiner Besichtungstour schnell fertig und mache mich auch zur Busstation für die Busse ins Valle d`Elqui. Der Bus schaukelt sich anschließend 2.5 Stunden das Tal hinauf. Die Landschaft ist wunderschön grün und von Wein und Obstplantagen geprägt. Welch schöner Kontrast zur Wüste in den letzten Tagen. Mir gefällte das Tal sau gut. Freue mich schon, es morgen ein bisschen zu erwandern.
Angekommen in Pisco d`Elqui geht es erst mal in die Unterkunft, die mir die Russin empfohlen hat. Das Hostal Tesoro d`Elqui gehört zwei deutschen Mädels, die ausgewandert sind, und das merkt man sofort beim Betreten des Hostals. Der Garten ist ein gepflegter Park, es gibt einen Pool und die Zimmer sind einzelne Häuschen, die in der Gartenanlage verstreut liegen. Das ist mit Abstand die schönste und beste Unterkunft, die ich während meiner Reise hatte und das alles für 13000$ mit Frühstück. Dazu gibt ein Restaurant mit Terrasse, in dem man sehr gut essen soll. Ich werde es heute Abend testen.
Hut ab, aber da unterscheiden sich die chilenischen Unterkünfte dann doch von denen unter deutscher Leitung. Das Hostal ist ein echter Geheimtipp. Schade, dass ich hier nur eine Nacht habe, hier könnte ich es locker 3 Nächte aushalten.
Nun hab ich noch schnell eine Pisco Brennerei besichtig. Das gehört zum Pflichtprogramm. Nach den vielen Whisky Destillen, die ich in Schottland schon besucht habe, gab es aber ned viel neues, nur dass statt Gerste Weintrauben genommen werden.
In dem Internet-Cafe, in dem ich gerade sitze, habe ich gerade einen Telefonmarathon hinter mir:

1.Unterkunft für morgen in Vicuña
2.Raquel in Santiago angerufen, dass ich am Samstag bei ihr bleiben kann und noch mal mit dem Brasilianer weggehen kann
3.Pato angerufen und mit ihr ausgemacht, dass sie mich am Sonntag Mittag abholt
4.Mehrfach mit Turbus wegen meines Handys telefoniert. Wenn sie was finden, dass ist das in der Custodia in Busterminal von Santiago abzuholen. Dann schauen wir da mal am Samstag oder Sonntag vorbei. Drückt mir die Daumen.

Morgen geht es nach Vicuñna, wo ich mit Glück den Sternenhimmel hier beobachten kann. Am Samstag geht es dann mit einem Direktbus zurück nach Santiago, wo meine Rundreise endet und mich noch ein paar entspannte Tage erwarten.

Gruss aus Deutschland

Da mein Bus ja erst heute Nachmittag um 16:45 Uhr geht, ich das Zimmer aber schon um 11 Uhr räumen musste, habe ich heute noch genug Zeit für einen gemütlichen Tag. Also erstmal frühstücken gehen. Auf dem wunderschönen Hauptplatz von San Pedro mit seiner kleinen weißen Kirche gibt es ein schönes Cafe mit Sonnenschirmen draußen und echten Kaffee aus einer Kaffeemaschine. Also nicht diesem Nescafe-Instant-Zeug, was man normalerweise hier bekommt. Sprich der ideale Platz für ein Frühstück.
Ich bemerkte, dass zwei Tische weiter ein deutsches Ehepaar saß. Natürlich hab ich mich nicht zu erkennen gegeben. Sie haben dann einen Kaffee bestellt und haben wie ich auf den Kaffee gewartet. Ich hatte meinen Reiseführer dabei, habe darin geblättert und Pläne für das Valle d’Elqui geschmiedet, die Sonne hat geschienen, es war angenehm warm und man konnten den Leuten beim Vorbeigehen zusehen. Traumhaft, einen besseren und angenehmeren Platz gab es wohl nicht.
Nicht so bei dem deutschen Ehepaar, das den Kaffee mittlerweile schon hatte, jetzt jedoch über den langsamen Service der Bedienung diskutierte. Plötzlich gesellten sich noch 6 weitere Deutsche aus dem Ruhrpott an diesen Tisch und wurden sogleich über den miesen Service aufgeklärt.  Es war genauso laut, als wie wenn Chilenen gekommen wären, jedoch wurde diese Lautstärke ausschließlich durch Hektik hervorgerufen. Nach dem diese neuen Leute 5 Minuten auf die Bedienung gewartet haben, die gerade mit meinem Frühstückeiern beschäftigt war, haben sie in das Kaffee geschaut, wo die Bedienung steckt, und dann gemeinsam am Tisch gemeckert. „Die Frau ist ja total überfordert! Was die hier unter Service verstehen?“ Nach weiteren 2 Minute sind sie dann gegangen, um nach 10 Minuten zurückzukehren um sich nach der Wartezeit bei den dagebliebenen zu erkundigen. Es folgte Kopfschütteln.
Das einzige, was mich gestört hat, war die Hektik, die die verbreitet haben. Sonst habe ich mich köstlich amüsiert und geschmunzelt. Warum muss man immer meckern? Was sprich dagegen sich auf den Platz zu setzen, mit den anderen Leute zu reden, die Sonne zu genießen? Was machen die sich so einen Stress im Urlaub?
Irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment unglaublich wenig deutsch. Da macht man sich ja direkt Sorgen, wenn man in gut einer Woche wieder mit solchen Menschen zusammenleben zu müssen.

Gott, warum hast du den Deutschen nicht mehr von der chilenischen Lebensfreunde und Gelassenheit gegeben?
Auf jeden Fall wünsche ich dieser Reisegruppe noch recht viel Spaß und Südamerika. Die kommen wahrscheinlich mit einem etwas anderen Bild von Chile zurück als ich. Jeder hat es selbst in der Hand.

San Pedro de Atacama

1. Tag

Wie schon erwähnt ging es also mit dem Nachbus nach San Pedro. Eigentlich eine bequeme Sache, nur lief es nicht ganz so glatt, wie geplant. Nach gut 2 Stunde fahrt, befand ich mich gerade im Tiefschlaf, als wir im Bus alle geweckt wurden. Es gab eine Polizeikontrolle, in der auch das Gepäck durchsucht wird. Also Decke und Kopfkissen beiseite und raus aus dem warmen Bus hinaus in die Kälte. Das Durchsuchen hat nur 15 Minuten gedauert, aber genug um mich hellwach zu machen. Diese Kontrollen gibt es gab und an, wenn man Richtung Süden fährt. Ich hab gehört, dass damit vermieden werden soll, dass Drogen aus Bolivien und Peru bis nach Santiago kommen. Dann ging es weiter nach Calama, wo wir wegen einer Fehlauskunft viel zu früh um 5 Uhr morgens ankamen. Unser Anschlussbus nach San Pedro ging erst um kurz nach 7. Da das Terminal geschlossen war, hieß es draußen in der Kälte warten. Glücklicherweise haben wie 2 Strassen weiter einen Laden gefunden, der Kaffee verkauft hat. Mit dem anderen Bus ging es dann über eine Schnurgerade Strasse mitten durch die Atacama-Wüste. Mal steinig, mal gebirgig, mal sandig mit Dünen.
San Pedro ist eine recht nettes, aber auch sehr touristisches Oasendorf. Man sagt, dass es sozusagen die Hauptattraktion von Chile ist. Zum einen Weil das Dorf sehr nett ist und zum anderen weil die Landschaft rund herum unglaublich toll ist.
Nach dem Ausruhen im Hostal sind wir losgezogen um einen Tour-Anbieter auszusuchen mit dem wir die nächsten Tage Ausfüge machen können. Aus Santiago wusste ich von Freunden, dass ein Anbieter nicht billig, aber sehr gut sein soll. Ich musste ein bisschen überzeugen, aber schließlich hatte ich keine Lust noch mal einen Idioten als Fahrer zu bekommen.
Zwei Stunden später saßen wir schon im Kleinbus richtig Valle de la Muerte mitten in der Wüste. das Panorama, vorne  die Wüste und hinten die Anden war atemberaubend. Danach sind wir eine riesige Sanddüne runtergelaufen oder runtergerutscht, Höhenunterschied bestimmt 300m. War ein riesen Spaß, auch wenn man danach den Sand überall hat. Zum Abschluss ging es dann ins Valle de la Luna. Dort sieht die Landschaft wir auf dem Mond aus. Bekannt ist dieser Ort für seine Sonnenuntergänge und ist wirklich so, dass ich eine derart beeindruckenden Sonnenuntergang noch nie gesehen habe. Erst leuchtet vorne die schroffe Wüste in kräftigem rot, wenn dann die Sonne untergegangen ist, sieht man am Horizont glutrot die Anden stehen. Ich hab keine Ahnung, wie viele Fotos ich gemacht habe.
Nach dem Ausflug wollte ich mich im Hostal ein wenig ausruhen. Leider wurde da nichts draus, weil die Firma aus Santiago angerufen hat. Es gab Serverprobleme und sie bekamen den Server nicht mehr hoch. Dann habe ich eine halbe Stunde Tipps gegeben und was ein Glück, dann lief das Ding wieder. Ich habe denen damals schon gesagt, dass ich es für eine schlechte Idee halte, sich die Server ins eigene Haus zu holen, wenn es keinen gibt, der sich mit so was auskennt und das als Nebenjob aus Deutschland zu machen, dazu habe ich eigentlich keine Lust.
Am Abend sind wir dann noch essen gegangen. Im Ort hat es einen ganzen Haufen schöner Restaurants, alle urig eingerichtet und mit Kaminfeuer. das Essen war wirklich gut, nur für chilenische Verhältnisse ist es hier wirklich extrem teuer. Man kann sagen Santiago fast Mal zwei. Aber es stimmt hier wenigstens alles.

2. Tag

Um 7 Uhr morgens ging es auch schon wieder los. Zuerst sind wir mit dem Bus zur Laguna Chaxa im Salar de Atacama gefahren. Der Salar ist der 3 größte der Welt, aber leider nicht weiß, wie der Salar de Surire. In der Lagune konnten wir eine ganze Schar Flamingos sehen. Danach gang es Frühstück direkt auf dem Salar.  Nach einer knapp einstündigen Fahrt über eine Schotterpiste kamen wir zu den beiden Bergsehen Laguna Miscanti und Miñiques. Diese liegen tiefblau zwischen hohen Bergen auf 4200m Höhe. Komisch, diesmal kenne ich die Höhe gar nicht ich kann laufen, rauf und runter, ohne Probleme. Scheinbar habe ich mich schon an diese Höhen gewöhnt.
Dann fuhren wir weiter zu einem sehr abgelegenen Salar, dem Salar Aguas Calientes. Zum einen Mal „caliente“ war da gar nichts, auch kein Wasser. Stattdessen blies ein eisiger Sturm. Auf jeden Fall kann ich nicht verstehen, dass dieser Salar nicht von anderen Anbietern angefahren wird. Er besteht aus strahlend weißem Salz, mitten drinnen gibt es Lagunen mit glasklarem blauen Wasser, und hinten ragen Berge in den unterschiedlichsten Rot- und Brauntönen auf. Dieser Salar toppt meiner Meinung den so oft gerühmten Salar de Surire und um längen den Salar de Atacama. Wir machten dort eine Wanderung an den Ufern und zum Teil auch über den Salar. Nach einer Brotzeit an den Ufern ging es dann auch zurück nach San Pedro.
Mit ein paar Leuten, die wir auf der Tour kennengelernt haben, sind wir dann noch Essen gegangen. Ich bin jetzt schon froh, wenn ich wieder weniger Touristen um mich habe. Vor allem die Amis machen es teilweise hart.

3.Tag

Nachdem wir gestern um 7 Uhr abgeholt wurden, ging es dieses Mal schon um 4 Uhr morgens los. das Ziel waren die Geysire Tatio auf 4300m an der Grenze zu Bolivien. Man fährt deshalb so früh los, weil die Geysire im Sonnenaufgang besonders gut wirken. Außerdem raucht alles morgens bei Minusgraden deutlich besser und so wirkt alles eindrucksvoller. Die Geysire sind die höchsten auf der Welt, also Meter über dem Meer.
Die Fahrt war gnadenlos. Die Schotterpiste richtig schlecht, aber der Fahrer nahm keine Rücksicht. Oben angekommen, tat mir alles weh. Noch war es fast dunkel, doch sah man schon die Schemen der aufsteigenden Rauchwolken und man hörte das Fauchen und Blubbern. Nach einen Frühstück direkt auf dem Geysirfeld bei minus 10 Grad wurde es langsam hell und man erkannte die Schemen immer besser. Als dann die Sonne raus kam, gab es einen super Kontrast, wenn die Sonnenstrahlen auch die weißen Dampfwolken stießen. Am Vormittag ging es dann zurück nach San Pedro. Auf dem Weg machten wir noch einen Zwischenstopp in einem kleinen Dort und da musste ich feststellen, dass es hier wirklich unendlich touristisch ist und die Leute hier auch keine Scham haben den Touristen Geld aus der Tasche zu ziehen. In dem Dort musste man für alles zahlen. Fleischspieß 1500$ (zum Vergleich in Santiago 3 Gänge + Getränk ab 2000$), Toilette 200$ (ist ja ok hier oben). Aber jetzt kommt der Hammer. Ein Mann in Andentracht mit zwei jungen Alpakas saß auf einem Stuhl mit einem Schild daneben „2 Fotos 1000$“. Das ist einfach unglaublich und noch viel unglaublicher ist es, dass Touristen so was zahlen. In dem Moment war ich heil froh die 4tägige Altiplano -Tour gemacht zu haben. Da haben wir die Anden noch echt erlebt, nichts war künstlich oder herausgeputzt und Tiere haben wir hunderte gesehen.
San Pedro ist wirklich toll, und wenn man nach Chile kommt, dann muss man hierher. Aber ich bin auch froh die andere Seite und ein anderes Hochland-Chile gesehen zu haben.

Nun habe ich gerade noch Bustickets gekauft. Morgen Nachmittag geht es von San Pedro über Calama und Antofagasta nach La Serena, wo ich dann am Donnerstag früh ankommen werde.  Das Ziel laut Valle d‘ Elqui. Ist eine 16stündige Busfahrt. Dafür habe ich statt dem normalen Schlafbus „semi cama“ (halb Bett) nun die etwas teurere Option „premium cama“ genommen. Da kann man den Sessel, wie in der Business Class im Flugzeug zu einem richtigen Bett umbauen. Warmes Essen und Getränke gibt es auch.

Altiplano Tour Arica-Altiplano-Iquique

1. Tag

Pünktlich hat uns der Fahrer mit seinem Bus nach dem Frühstück abgeholt. Irgendwas stimmte aber mit dem Fahrer nicht. Bei der Buchung war uns ein junger, auch englisch sprechender Fahrer versprochen worden. Der Fahrer war nun jedoch 55 und außer ein paar englischen Brocken, konnte von englisch-sprechend keine Rede sein. Zuerst sind wir dann auf den Markt von Arica gefahren und haben dort Obst eingekauft. Danach ging es ins Azapa Tal, um dort 1000 Jahre alte Geoglyphen und die über 7000 Jahre alten Mumien (die ältesten der Welt)  in einem Museum anzusehen. Anschließend sind wir über einen kleinen Pass mitten in einer Sandwüste nach Poconchile gefahren und dann weiter auf der Strasse nach Bolivien Richtung Putre. Unterwegs haben wir mehrfach Fotostopps gemacht. An der Strasse haben wir in einer Fernfahre-Kneipe eine Cazulea gegessen. Nach dem Essen gab es dann den ersten Mate de Coca meines Lebens. Schmeckt irgendwie wie grüner Tee, ist aber wirklich ganz lecker. Gegen die Höhe soll es ja auch helfen. Nach dem Essen machten wir einen Fußmarsch hinab in das Dorf Socoroma. Der Weg ist schon von den Inkas angelegt worden und war teilweise noch recht gut erhalten. Das Dörfchen klebte an einem Berghang, rundherum sah man die vielen Terrassen, auf denen Mais, Quinoa und Gemüse angebaut wurde. Bis auf eine nette Kirche hatte das Dorf aber wenig zu bieten. Dann ging es weiter mit dem Bus. Die Strasse schraubte sich immer höher bis nach Putre auf 3500m. In Putre angekommen, sind wir in ein schönes Hostel gefahren. Im Garten hatten die ein junges schneeweißes Alpaka. Unser Guide hat uns dann aber mitgeteilt, dass das Hostel heute geschlossen wäre und wir in ein anderes Hostel umziehen mussten. Also sind wir in ein anderes, einfacheres und nicht so schönes Hostel umgezogen. Ich hatte durch die Höhe schon richtig Kopfweh und gut war mit auch nicht. Beim Abendessen gab es dann Vicuña, was auch sehr gut geschmeckt hat. Nur konnte ich es nicht bei mir behalten und es blieb mir nur der zweimalige Weg auf die Toilette. Mich hatte die Höhenkrankheit richtig erwischt. Die Nacht war unruhig.

2.Tag

Am 2.Tag ging es mir eigentlich gut und somit ging es um 8 Uhr los Richtung Altiplano. Wir fuhren vorbei an unzähligen Lamas, Alpakas und Vikuñas. Die Landschaft wurde immer beeindruckender. Man sah kilometerweites Hochland. Am Horizont ragten die bunten Berge auf. Ganz oben stand der schneebedeckte Vulkan Parinacota. Nach einem Pass von 4700m Metern, kamen wir zum Lago Chungará auf 4500m, direkt an der bolivianischen Grenze. Man sagt, dass es der höchste See der Welt sei. Das hängt natürlich davon ab, wie man einen See definiert. Leider sind nun Wolken aufgezogen, so dass der Blick auf den Parinacota nicht ganz so spektakulär war, wie man es auf den Bildern kennt. Auch hat es etwas zu schneien begonnen. Zum Wärmen gab es erstmals Tee. Anschließend fuhren wir wieder hinunter zum Dorf Parinacota auf 4400m. Es ist ein wunderschönes Anden-Dort, wie man es sich vorstellt. Weiße Häuser und eine traumhaft schöne Anden-Kirche. Auf dem Dorf-Platz sah man Aymara-Frauen Wolle spinnen. Die Sachen haben sie in einem kleinen Laden auch verkauft. Um auf dem Rückweg die Tiere noch besser sehen zu können, sind wir über eine Schotterpiste zurück zur Hauptstrasse. Bei einem Fotostopp, wollte ich über die Wiese näher rann. Dummerweise war der Boden kein Moos , sondern irgendwelches Gewächs über einem Bach oder Tümpel, fachmännisch nennt sich das Bofedal. Ein Schritt und ich stand bis zur Hüfte im nassen Hochlandschlamm. Zu allem Überfluss hatte ich die Kamera in der Hand und somit war die auch unter Wasser. Mist. Ich hab vielleicht ausgesehen. Meine Bergschuhe, meine Hose, alles voller Schlamm. Glücklicherweise kam ich schnell wieder raus und hatte zudem Sachen zum umziehen im Bus. Aus der Kamera habe ich erstmal den Akku genommen und sie zum trocknen gelegt, das Gewand und die Schuhe haben wir im Bach gewaschen. So ein Mist, das fehlte gerade noch mit der Kamera. Aber es half alles nichts. Es ging also weiter erstmal zum Mittagessen. Es gab wieder eine einfache , aber gute Cazuela mit Mate de Coca an der Strasse nach Bolivien. Im Fernseher lief nebenbei ein Musik-Sender aus Bolivien. Die Musik war modern und traditionell zugleich, aber alles, wie man sich Musik aus Bolivien und den Anden klingt. Also moderner Gitarren- und Panflöten-Anden-Folk. Irgendwie sind die Gaststätten und die Atmosphäre genau so, wie man sich Altiplano im Kopf vorstellt und wie man es oft im Fernsehen sieht. Alles sehr einfach aber beeindruckend. Mittlerweile war strahlend blauer Himmel, so dass das Altiplano noch beeindruckender wirkte. Nur leider spielte mein Körper nicht ganz mit. Ich hatte den ganze Tag Kopfweh, war müde. Außerdem bekommt man hier oben wirklich kaum Luft. Wenn man ausatmet, dann spürt man kaum etwas. Ein kleiner Hügel, den man hinaufgehen will, strengt unglaublich an. In der Lunge sticht es beim Atmen immer ganz leicht. Man sagt, dass die Höhe hier als besonders schlimm empfunden wird, weil durch die Wüsten im Tal keine Pflanzen da sind, die Sauerstoff produzieren. Somit sind 3500m hier viel schlimmer, als in den Alpen auf gleicher Höhe. Ich hab vorher auch über Leute gelacht, die über Höhenkrankheit hier geklagt haben, jedoch ist mir das Lachen schnell vergangen. Beim Rückweg nach Putre sind wir noch in heißen Quellen baden gewesen.
In Putre konnten wir dann in das andere Hostel umziehen. Das war viel schöner und geräumiger und zudem hatte es ja das weiße Alpaka, das da als Haustier einfach so rumlief. Nach 2 Stunden Schlaf, habe ich auch meine Höhenkrankheit überwunden und es konnte zum Essen gehen. Nach dem Essen sind wir noch im Hostel mit dem Besitzer kleben gebliebene, haben Wein getrunken und geratscht. War super lustig. Außerdem haben wir erfahren, dass das Hostel am Vortag gar nicht zu war. Keine Ahnung, was unser komischer Fahrer für einen Mist erzählt. Er geht uns jetzt schon auf die Nerven.

3.Tag

Mir geht es super heute. Endlich keine Probleme. Gleich nach dem Aufwachen, habe ich die Kamera ausprobiert. Zuerst sah es gut aus. Dann wieder nicht. Nach ein bisschen hin und her, ging alles bis auf den Zoom. Juuuhuuu. Nun fahren wir wieder hoch, fast bis zum Lago Chungará. Dann biegen wir auf eine Schotterpiste ein, die uns nun über eine Strecke von 200km bis nach Colchane bringt. Gleich zu Beginn gabeln wir 2 Aymara-Frauen auf, die zu einem 50km entfernten Dort wollen. Es ist Wahnsinn, dass in dieser Einsamkeit jemand wohnt. Die Frauen sind jedenfalls deutlich netter, als unser Fahrer. Zeitweilen sprechen sie mit unserem Fahrer auf Aymara, das mit dem Quechua verwandt ist. Nach 50km mitten im Nichts auf ca. 4200m steigen die beiden Frauen aus und sagen, dass sie nun noch 1.5 Stunden bis in ihr Dort laufen müssen. Puhh. Wir fahren weiter vorbei am aktiven Vulkan Guallatire. Man sieht richtig schön am Gipfel den Rauch aufsteigen. Über den Ort Gualltire erreichen wir dann die Passhöhe und erblicken das erste mal den Salar de Surire. Eine riesen Becken mit strahlend weißem Salz gefüllt umrahmt von 6000-endern. Leider wird in einem Viertel des Sees Salz abgebaut, was die Atmosphäre etwas trübt. Wir machen Rast in einem Refugio und können Vizcachas sehen. Anschließend fahren wir zu heißen Schwefelquellen und sehen beim vorbeifahren Flamingos im Salzsee. Die sind so scheu, dass man sie mit einem normalen Foto gar nicht fotografieren kann. Schade. Nach dem Erlebnis von gestern, hatte ich jedoch keine Lust mich nass zu machen. Nun stand uns noch eine etwa 3 stündige Fahrt über Schotterpisten und eine Pass mit 4900m Höhe nach Colchane an der bolivianischen Grenze bevor. Es war endlos, aber wunderschön. Auch die Landschaft. Eine Schotterpiste, Altiplano-Landschaft eingerahmt von 6000 Meter hohen Berge, ein Vulkan nach dem anderen. In Colchane kamen wir in einem recht schönen Hostal nur 300m von der Grenze entfernt an. Der Ort ist hässlich. Es gibt hier nur von 19-24 Uhr Strom. Das Abendessen, dieses Mal Lama, war aber sehr gut. Die Nacht war etwas unruhig. Es fehlt auf 3750m doch Luft zum ruhig schlafen.

4.Tag

Nun ging es talwärts. Wir machten einen Stopp an Höhlen mit alten Höhlenmalereien in einer tollen Kaltsteinlandschaft. Es ist wirklich sonderbar hier in Chile. Da gibt es Höhlenmalereien, die Strasse führt direkt vorbei, man sieht kein Schild und die Malereien sind nicht geschützt und gar nichts. Unglaublich wie leichtsinnig da mit Kulturgut umgegangen wird. Nach den Höhlen fuhren wir etwa 2 Stunden weiter talwärts bis wir in die Atacama-Wüste kamen. Es wächst hier wirklich nichts. Es ist ein Meer aus Sand und Stein. Beeindruckend ja, aber auch bald eintönig. Schließlich kamen wir zum Geoglyhpen El Gigante de Atamaca, einem 85m großen Scharrbild eines Herrschers auf einem Wüstenhang aus dem 9 Jahrhundert. Schon beeindruckend, aber ich hätte es mit toller vorgestellt. In den Reiseführern haben die das immer sehr günstig fotografiert. Toll war die Ausdehnung der Wüste von dort zu sehen. Im Hinterrund sah man noch die Anden , auf der anderen Seite die Küsten-Cordilliere. In der Wüste am Horizont schillerte es, als ob es Wasser wäre.
Nach einem Mittagessen in einer Raststätte in Huara ging es Richtung Iquique. Wir machten noch einen Stopp in Humberstone. Das ist ein verlassenes Dort auf der Salpeter-Zeit. Es ist dort wirklich so, als hätte man die Uhr angehalten. Durch die Wüste ist aller s super erhalten. Man kann in die Häuser gehen und alles ansehen. Hier könnte man einen Tag verbringen und immer neues entdecken.
Schlussendlich hat uns der Fahrer dann in Iquique abgesetzt. Wir sind abschließend erstmal einen Pisco Sour trinken gegangen, weil wir so froh waren diesen Typen los zu sein. Unglaublich, was der alles erzählt hat.

  • Dörfer waren angeblich verlassen, stimmte aber nicht
  • Die Berge, die er uns gezeigt hat, stimmten nicht
  • Er wollte am liebsten Aymara reden, dummerweise kann ich aber nur spanisch
  • Er wollte mir erzählen, dass es Pisco Sour nur in Peru gibt. Dieses Getränk ist aber das Nationalgetränk von Chile und ich weiß nicht wie viel ich davon in Santiago getrunken habe
  • Er wollte mir erzählen, dass ganz Deutschland kommunistisch war. Bitte??
  • Er hasst die Chilenen und alles chilenische. Hier wurde es wirklich persönlich. Lasst mein Chile und meine Chilenen in Ruhe 🙂

Zumindest haben wir die Tour genossen und diesen Idioten ab dem 2, Tag ignoriert. Auf jeden Fall war die Altiplano-Tour trotz der gesundheitlichen Probleme jede Mühe wert. Wenn man diesen Artikel liest, dann kommt alles sicher sehr trocken rüber, das liegt aber einfach auch daran, dass man diese Landschaft mit Worten einfach nicht beschreiben kann. Ich hoffe, dass die Fotos das gesehene halbwegs rüber bringen können.

In Iquique (Tag 5)

Gestern haben wir hier in Iquique kein vernünftiges Quartier mehr bekommen. Also hieß es Hostel und das in einem 8er-Zimmer. Nie mehr in meinem Leben. Ich bin da einfach zu alt dafür.
Iquique ist ein ganz netter Ort mit vielen alten Häusern aus der Salpeter Zeit. Aber irgendwie ist hier in der Stadt nichts los. Alles hat geschlossen, man sieht keine Leute in den Cafes. Komisch, es dich doch heute Samstag und da haben viele Leute frei. Auch gestern Abend war hier nichts in der Stadt los. Es gibt hier zwar einen sehr schönen Strand und eine lange Promenade, aber dummerweise spielte heute das Wetter nicht mit. Wenigstens komme ich so dazu den Blog mal zu schreiben und die Ereignisse der letzte Tage festzuhalten. Um 23:30 Uhr geht es dann mit dem Nachbus über Calama nach San Pedro de Atacama. Dort werde ich dann morgens gegen 9 Uhr zum Frühstück aufschlagen. Dort gibt es dann auch für die nächsten 3 Nächte ein schönes Einzelzimmer in einem glaub ich ganz netten Hostal. Ist zwar in San Pedro kein Schnäppchen (wobei 19000$ auch ned die Welt ist), aber ein eigenes Zimmer ist sein Geld wert. Ich hab ja auch Urlaub.

Arica

Nach meinem Auszug in Santiago habe ich noch ein geruhsames Wochenende bei der Pato zugebracht. Gestern Abend hat sie mich dann zum Flughafen gebracht. Eigentlich sollte der Flug um 19:00 Uhr gehen. Wir saßen auch pünktlich im Flieger nur dann ging es zurück ans Gate, weil es technische Probleme gab. Diese Probleme konnten dann schlussendlich doch nicht gelöst werden, so dass wir dann in ein anderes Flugzeug umsteigen mussten. Mit gut 2 Stunden Verspätung ging es dann los Richtung Arica. Was auf meinem Ticket auch nicht stand war, dass es eine Zwischenlandung in Copiapó und Iquique geben wird. Somit hat sich das ganze dann noch mal weiter hingezogen. Um 2 Uhr morgens bin ich dann am Flughafen in Arica angekommen. Puhh. Mit dem Colectivo ging es dann zum Hostal und ich lag endlich um 2:30 Uhr im Bett. Ich hab den Flug in den Norden eigentlich gebucht, weil es selber und angenehmer sein soll. Gut, war es trotzdem, weil der Bus hier rauf mehr als 30 Stunden braucht.

Um 7:30 Uhr wurde ich dann von der Zeremonie im der Grundschule nebenan geweckt. Mit Lautsprecheransagen wurden die Schüler zuerst im Hof zur Aufstellen dirigiert, dann wurden der Direktor und die Lehrer begrüßt und dann wurde gemeinsam die Nationalhymne „Puro Chile“ gesungen. Das ist es zu Hause in den Schulen ganz anders, das hier hat irgendwie was. Dann beim Frühstück kam ich jemandem ins Gespräch, die auch eine Tour zum Lago Chungará machen möchte. Zuerst wollte ich ja einen Tag nach Peru, aber nachdem mir alle abgeraten haben, weil die Stadt hinter der Grenze absolut hässlich sein soll, hab ich mich entschlossen diesen Tag für ein erweitertes Altiplano einzusetzen. Sprich wir sind dann nach dem Frühstück los und haben die besten Touranbieter auch preislich verglichen. Ist alles kein Schnäppchen, aber ich denke es ist es wert. Morgen früh geht es dann nach Putre. Dort wird übernachtet. Am nächsten Tag geht es zum Lago Chungará auf 4700m Höhe. Nach einer weiteren Nacht geht es dann über den Salzsee Salar de Surire nach Colchane, wo wir noch mal übernachten. Dann geht es zurück nach Iquique. Ich bin sehr gespannt.

Nachdem Buchen dieser Tour bin ich noch auf den Aussichtshügel von Stadt El Morro“ geklettert. Es ist unglaublich. Die Stadt liegt wirklich in der Wüste. Es wächst effektiv nichts. Alles, was nicht bewässert wird, ist sandiger Staub.
Die Stadt hat eine unglaublichen südamerikanischen Flair. Alles ist bunt , wirkt chaotisch. Liegt wahrscheinlich auch an den vielen Peruanern und Bolivianern hier in der Stadt. Da Bolivien keinen Meerzugang hat, ist quasi Arica der Hafen für Bolivien.

Jetzt war ich hier noch am Strand und konnte nun nach fast zwei Monaten endlich mal im Pazifik baden. Das Wasser war super angenehm, aber die Strömung vor und nach den Wellen war wirklich sehr stark. Also wer da weit raus schwimmt, das könnte problematisch werden.
Danach bin ich noch auf den Markt hier gegangen, weil ich noch was für Abendessen gebraucht habe. Der Markt ist echt klasse. Man bekommt alles, wie in einem Supermarkt auch, nur dass es allen an verschiedenen Ständen gibt. Stände für Obst, für Waschmittel und Zubehör fürs Bad oder Haushaltszeug. Und hier werden am Markt doch glatt Mate de Coca und Kokablätter verkauft.

So wie es aussieht, werde ich bis Donnerstag Abend nicht erreichbar sein. Dort im Altiplano glaub ich werd ich froh sein, eine Steckdose zu haben , um den Foto zu laden. An Handyempfang oder Internet ist dort nicht zu denken.

Nach Punta Arenas – Patagonia y Magellanes

Erster Tag, 2.4.:

Am Freitag Abend hat die Familie hier noch das ganze Erdegeschoß voller Dachlatten gelegt. Das Erdbeben hat dem Dach den Rest gegeben, so dass es nun wahrscheinlich nicht mehr dicht ist. Gut, dass ich übers Wochenende nicht da bin. Heute hat mich der Flughafen Transfer pünktlichst abgeholt. Am Eingang zum nationalen Terminal konnte man immer noch das Check-In-Zelt sehen, das als  Ersatzterminal nach dem Erdbeben aufgebaut wurde. Sonst hat man am Flughafen nicht mehr viel sehen können. An der Decke hat hier und da die Verkleidung gefehlt und man wurde ziemlich viel rummgelotzt. Positiv viel auf, dass man hier in Südamerika noch ohne Probleme seinen Waschbeutel mit ins Handgepäck packen kann. Schön, dass die hier nicht jeden Mist, der von den Amerikanern und en Europäern kommt, mitmachen. Waffen sind aber trotzdem verboten, worauf auch detailliert hingewiesen wurde :-). Auch der Flug startete absolut pünktlich. Das Flugzeug von Skyairline war eine alte 737-200, die bestimmt schon 25 Jahre auf dem Buckel hatte. Der Flug war aber absolut ruhig und der Service exzellent. Bis Puerto Montt, wo es eine Zwischenlandung gab, gab es erstmal ein ausgiebiges Frühstück. Die Landschaft auf dem Weg war reizvoll. Von Santiago wurde es immer grüner. Dann kam ein Vulkan nach dem anderen, der sich hinter den Seen in den Himmel erhob. Die meisten mit einer weißen Kuppe aus Schnee. Nach den ersten 1000km und dem Lago LLanquihue und dem Vulkan Osorno, welche beide ein Wahnsinns Bild abgeben, ging es in den Landeanflug nach Puerto Montt. Die Gegend sah hier genau so aus, wie zu Hause. Man hätte auch in der Nähe vom Chiemsee landen können. Gut, dass ich statt dem Süden von Chile nach meinem Praktikum den Norden mache. Da sieht man wenigstens einen Kontrast zu zu Hause. Kein Wunder, dass sich hier so viele Deutsche im letzen Jahrhundert niedergelassen haben.  Nach dem Auftanken ging es weiter Richtung Süden. Es lagen noch mehr als 2000km vor uns und nun gab es ein ausgiebiges Mittagessen. Ich war nachher total satt. Zuerst hüllte sich alles in Wolken. Dann konnte man aber zwischen einigen Lücken Berge, Seen und die ersten Gletscher erkennen. Das Eis nahm zu, die Gletscher wurden mehr, schillerten in tiefen blau und ergossen sich in einzelnen Fjorde, wo sich Treibeis bildete. Das steigerte ich solange bis alles nur noch weiß war. Aus der weißen Fläche ragten nur einzelnen Felsen. Das waren die beiden südamerikanischen Inland-Eisfelder „Campo de Hielo de San Valentin“ und „Campo de Hielo Sur“. Die zwei größten Eismassen auf der Südhalbkugel außerhalb der Antarktis. Jedes 250km breit und lang. Mindestens eine halbe Stunde sind wir nur über Eis und Gletscher geflogen. Es war mit Abstand die beeindruckendste Landschaft, die ich je überfolgen habe. Jeder Gletscher in den Alpen ist da was fürs Kinderzimmer. Nach den Eisfeldern kam ein hohes Felsmassiv. Das Massiv des „Torre del Paine“. Direkt danach wurde es flach und öde. Einsames Grasland ohne Bewuchs. Man konnte die Magellanstraße bis zum Atlantik sehen. Kurz darauf landeten wir auch schon (nach knapp 4 Stunden und 3000km) am Flughafen in Punta Arenas. Gleich beim Aussteigen merkte man, dass es hier ziemlich frisch war. Es blies ein kalter Wind. Welcher Trottel packt da seine beiden Jacken ganz unten in den Rucksack, so dass er erstmal alles ausräumen muss? Mit dem Transfer ging es dann ins Stadtzentrum. Ich wollte mich gleich im Touristen Büro nach einer Pinguin-Tour erkundigen. Aber am Karfreitag hat das natürlich zu. Also erstmal in die Unterkunft. Das Hostel war wirklich nett. Ähnelte eher einer Berghütte mit hübschen Zimmern. Passte einfach super in diese unwirkliche Gegend. Im Hostel hab ich dann einfach mal nach einer Tour gefragt und schon hatte die Besitzerin den Telefonhörer in der Hand und hat rumtelefoniert. Die meisten Touren zu den Pinguinen gibt es nur bis März, da war ich ja dann 3 Tage zu spät dran. Trotzdem hat sie nach 3 Telefonate was gefunden. Ich sollte gleich losgehen und reservieren, was ich auch gemacht habe. Nach 30 Minuten stand alles fest. Es hieß um 5:30 Uhr aufstehen am nächsten Tag. Nun blieb noch Zeit für einen Spaziergang durch die Stadt und auf den Aussichtshügel der Stadt. Hier oben sind Wegweiser in die Städte aller Welt aufgestellt. Nach Deutschland sind es 13500km. An den Südpol doch immer noch 4000km. Trotzdem werde ich wohl in meinem ganzen Leben nicht mehr näher an den Südpol kommen. Die Stadt Punta Arenas ist an sich nichts besonderes. Sie besteht aus recht vielen bunten Häusern und zwei Einkaufsstraßen. Unten am Meer haben sie eine neue Hafenpromende angelegt. Dort kam ich dann endlich mal in die Gelegenheit meine Hand in südamerikanische Gewässer zu halten. War gar nicht so kalt. Aber ich war im Zwiespalt. War es der erste Kontakt mit dem Pazifik? Eigentlich nicht, weil es war ja ein bisschen Atlantik und ein bisschen Pazifik hier an der Magellan-Straße. Toll ist es auf jeden Fall, dass man auf der anderen Seite der Magellan-Straße immer ganz klar Feuerland stehen sieht. Zum ersten Mal wurde ich in meiner Zeit hier Schoko-rückfällig und hab mir für  ein Heiden Geld eine Nestle-Schokolade gekauft. Die Schokolade ist sonst einfach nicht so gut hier. Nun ging es ins Hostel. Es war nun schon ziemlich kalt. Auch im Hostel war es nicht unbedingt wärmer. Da half auf der Sonnenuntergang mit Blick auf Feuerland aus meinem Fenster nicht weiter.

Zweiter Tag, 3.4.:

Um 5:30 Uhr klingelte der Wecker. Es war im Zimmer eisig kalt. Alles war klamm und alles war dunkel. Es gab wieder mal einen Apagón, zu deutsch einen Stromausfall, der ein ganzes Viertel oder eine ganze Stadt betrifft. Also alles im Dunkeln organisieren. Als ich dann zum Treffpunkt gelaufen bin, gab es nach ein paar Straßen auch wieder Licht. Also betraf es nur das Viertel. Am Treffpunkt waren schon einige Leute und so ging es dann auch in Minibussen los zur Bootsanlegestelle. Die Busse waren nicht mehr so ganz fit, so dass bei der einen oder anderen Bodenwelle schon mal der Reifen am Radkasten anging. Naja, das Jesuskreuz am Spiegel wird es hoffentlich richten. Aber wir kamen gut am Steg an und kletterten auf das Boot. Dann fuhren wir ca 30 Minuten zur Isla Magdalena mitten in der Magellan-Straße. Als wir ankamen wurde gerade eine Gruppe Kreuzfahrer abgeholt. Danach konnten wir anlegen. Man konnte die Pinguine schon von weiten sehen. Auf der Insel gab es hunderte Pinguine. Sonst war die Insel völlig kahl. Es wuchs fast kein Grashals auf der Insel. Dazu kam das Wetter. Es hatte zwischen 0 und 2 Grad, dazu gab es ein paar große Regentropfen und einen eisigen Wind. Wenn man dann noch die beiden Holzhütten am Steh sah, dann hatte man fast das Gefühl direkt in der Antartiks zu gelandet zu sein. Ich denke, das war wohl der extremste Ort an dem ich je war. Die Pinguine waren aber echt witzig. Sie wirken so ungeholfen, wenn man sie durch die Gegend watscheln sieht. So was mal in der Natur zu sehen…. .  Man konnte auch relativ nahe hin. Vom Leuchtturm hatte man dann eine guten Ausblick auf die Insel und die Magellan-Straße und auf Feuerland. Nur das Wetter wurde nicht besser. Mit dem Boot ging es dann weiter zur Isla Marta. Der Seegang wurde rauer und die Wellen höher, was den Kapitän aber nicht davon abhielt langsamer zu fahren. Nach jeder Welle schlug das Boot wieder heftig auf dem Wasser auf. Kann sein, dass mein Platz ganz vorne im Boot auch nicht der günstigste war. Zumindest habe ich nette Leute kennengelernt. Eine aus Guatemala und eine aus Deutschland, welche beide nun mit dem Polar Forschungsschiff Polarstern zurück nach Deutschland fahren. Hier runter scheint es auch nur extreme Leute zu verschlagen. An der Isla Marta haben wir dann noch einen ganzen Haufen großer Robben und Kormorane gesehen. Jetzt war auch mir trotz T-Shirt, Woll-Pulli, Fleece-Jacke, Outdoorjacke und Bergschuhen eisig kalt. Wie haben das mach andere in Turnschuhen wohl durchgestanden. Dann ging es zurück mit dem Boot auf Festland und dann in den Bussen nach Punta Arenas. Dort wollte ich mich erstmal im Hostel aufwärmen. Fehlanzeige. Auch da war es eisig kalt. Was bliebt war, sich eine Stunde mit Hose und Pulli ins Bett zu legen, dazu dann eine Tasse Tee. Nach einer Stunde war ich wieder fit und konnte noch am Strand entlang laufen

Dritter Tag, 4.4.:

Am dritten Tag musste ich erstmal ausschlafen. Danach bin ich noch in die Stadt und dann ginge s auch schon zum Flughafen. Pünktlich ginge es los Richtung Puerto Montt und Santiago. Bis Puerto Montt war hatte ich eine Reihe für mich, dann stieg ein augebretzeltes Mädel zwischen 20 und 30 ein. Irgendwie kam die am Anfang ziemlich arrogant rüber. Irgendwie sind wir dann ins Gespräch gekommen. War dann wirklich nett und auch sehr interessant. Sie arbeite bei einem Fernsehsender und hatte dadurch auch viel bei den Festspielen von Viña zu tun. Sie hat mir dann gleich einen ganzen Haufen Foto von ihr mit allerlei Bekannten Leuten, wie Americo, gezeigt, von denen ich aber als Deutscher nur die wenigstens kannte. Auf jeden Fall war es so kurzweilig und ein weiteres Mal kann ich sagen, dass der erste Eindruck auch täuschen mag.

Puhh, jetzt hab ich aber einen echten Roman geschrieben. Zusammenfassend kann ich sagen. Es war ein beeindruckendes Wochenende. So südlich werde ich wahrscheinlich in meinem Leben nicht mehr kommen. Es lohnt ich dort einmal hinzufahren. Wegen der karren Landschaft, wegen der Pinguine. Ein Leben dort, wäre für mich aber unvorstellbar. Wenn die Sonne scheint, ist es dort ganz nett, aber wenn es erstmal regnet drückt es schon ganz schön auf die Stimmung. Und ich war dort quasi in der guten Jahreszeit. Es bekommt im Sommer dort maximal 14 Grad. Es gibt nicht viele Orte die ein viel schlechteres Wetter haben als Deutschland. Punta Arenas gehört auf jeden Fall dazu. Im Moment sitze ich hier in Santiago kurzärmlig bei offenem Fenster und genieße die Wärme.

Valparaiso es un sueño

Heute war es dann endlich so weit. Valparaíso war ein wichtiger Punkt auf meiner Liste, den ich unbedingt sehen wollte. Wenn man eine Stadt des Weltkulturerbes nur 1,5 Stunden mit dem Bus vor der Haustüre hat und dann zudem noch den Pazifik sieht, muss sich das ansehen.

Die Tickets habe ich am Vortag schon geholt. Also ging es um 10 Uhr morgens mit dem Bus Richtung Westen. Egal in welche Richtung man von Santiago fährt, man muss immer über ein Gebirge fahren. Hier allerdings nur geschätzte 200 Meter. Was während der Fahrt aufgefallen ist, dass in dieser fast schon wüstenähnlichen Berglandschaft scheinbar noch Firmen Retorten-Wohngegenden aus dem Boden gestampft werden. Da schauen dann alle Häuser absolut gleich auch und im Gegensatz zu der Gegend bei der Pato liegen diese Orte dann wirklich im nichts. Also ohne Auto nicht machbar.

Je näher wir dem Meer kamen, um so grüner wurde es. Nadelwälder mit ein paar Seen beginnen. Dazu grüne Täler, wo allerhand Obst angebaut wird.

Pünktlich nach 1.5 Stunden kam ich dann am Busbahnhof in Valparaíso an. Also erstmal Richtung Stadtzentrum laufen. Was sofort auffällt, dass hier noch sehr viel Architektur aus der Jahrhundertwende und von davor übrig ist.

Wie soll man diese Stadt nun an besten beschreiben. Die Stadt hat einen etwa 400m breiten bebauten Streifen unten am Meer. Dort gibt es höhere und moderne Häuser. Direkt dahinter beginnen die Hügel. Der meiste Teil der Stadt erklimmt also die Hänge. Und das ist das wirklich beeindruckende. Es wird so, als hätte man eine Sack mit bunten, kleinen Häusern einfach so über die Hügel ausgeleert und alles einfach so legen lassen, wie es gefallen ist. Wenn man etwas übereinander liegt, dann erhöht das nur den Reiz. Die einzelnen Hügel sind alle über Steile Straßen, viele Treppen und die berühmten Ascensores (kleine Schrägaufzüge) verbunden. Diese Schrägaufzüge gehören auch zum Weltkuluterbe, wurden alle zwischen 1880 und 1910 erbaut und funktionieren bis heute ohne Modifikation. Ist alles also historische, aber zuverlässige und einfach Technik. Eine Fahrt kostet immer zwischen 100 und 300$ und nimmt einem viel Treppensteigen ab.

Was macht nun den besonderen Reiz der Stadt aus. Für mich sind es die bunten, kleinen Häuser, die Hügel, dahinter das Meer, die Ascensores, aber vor allem, dass nicht alles herausgeputzt ist und glänzt. Es Reihen sich schöne Villen , neben Ruinen, neben baufällige Gebäude, die aber immer noch bewohnt werden. Farbe ist vor allem dazu da, dass sie abblättern kann. Zudem ist es nicht besonders sauber, es gibt viele Hunde und teilweise richt es auch mal etwas strenger. Das alles ergibt eine Mischung, die absolut beeindruckt. Ich glaube diesen Versuch hat noch niemand vorher gewagt, aber ich nenne jetzt mal Valparaíso das „Venedig Chiles“. Die Kanäle muss man einfach nur durch die Ascensores ersetzen.

Ein bisschen problematisch hat sich nur die Suche nach dem Mittagessen herausgestellt. Bei 30 Grad wollte ich auf jeden Fall draußen sitzen. Das mögen die Chilenen aber scheinbar gar nicht. Es gibt eine Menge Bar, alle furchtbar dunkel. Auf den wunderschönen Plätzen gibt es höchstens ein Kaffee. Und wenn man mal was zum draußen sitzen findet, dann ist das entweder ein Edel-Restaurant oder eben direkt was Touristen (Preis hoch, Qualität mäßig). Also hier finden Valparaíso und nicht zueinander. Also wurden es einfach wieder Empanadas auf einer Parkbank.

Mit der Besichtigung war ich dann nun durch. Es bliebt aber noch Zeit die ich nutzen wollte, um an den Pazifikstrand zu gehen. Schwieriges unterfangen. Am schnellsten die Hafenmetro nehmen. Der die kann man nur nutzen, wenn man sich eine aufladbare Metrokarte kauft. Nicht schon wieder. Das System ist so touristen-unfreundlich. Jetzt hab ich schon eine Karte für Santiago (die auch Sinn macht) und einen für Mendoza. Jetzt nicht noch eine für Valpo. Also laufen. Nach 30 Minuten konnte man über eine winzigen Weg über die Gleise zu dem „Strand“. Er war etwa 100 Meter lang und wegen großer Brandung und Steinen konnte man vom Sand nicht ans Wasser. Baden verboten. Na egal. Eine Stunde einfach in die Sonne legen und das Meer hören ist ja auch was.
Dann ging es mit dem Bus auch schon wieder zurück nach Santiago.

Man kann sagen, dass wenn man nach Chile kommt, man sich viele Überlegen kann, ob man es auslässt oder sich anschaut. An Valparaíso führt aber absolut kein Weg vorbei. Die Stadt beeindruckt, wie sie ist.

Argentina es diferente

Am nächsten Tag bin ich erst  nach 10 Uhr aufgestanden. Dann erstmal so die Gegend erkundet. Was einem sofort auffällt, dass in Chile der Lebensstandard schon höher ist. Nicht krass, aber man sieht es. Es ist weniger europäisch als Chile. Viele alte Häuser gibt es in Mendoza nicht. Die sind alle bei einem Erdbeben Anfang des Jahrhunderts kaputt gegangen. Somit gibt es vor allem neuere, uninteressantere Gebäude. Die Straßen sind aber alle schön bunt und mit Reklameschildern nur so gepflastert. Hat seinen Reiz.
Da die Region um Mendoza für ihre Weine berühmt ist, wollte ich aufs Land zu eben so einem Weingut. Also erstmal ins Touristen-Büro und nachfragen. Aha, also ganz einfach zwei Straßen weiter den Bus 173 nehmen. Als ich dort angekommen war, habe ich herausgefunden, dass man den Bus nur mit Münzen oder Wertkarten nutzen kann. Also im Kiosk erstmal eine Wertkarte gekauft. Gleichzeitig hat man versucht mir eine Wein-Bike-Tour aufzureden. Nein danke. Als dann besagter Bus 173 kam, hab ich zur Sicherheit den Busfahrer gefragt, ob er zu dem Weingut fährt. Die Antwort war nein, es wäre der Bus 174. Ein Passant sagt Nummer 171 wäre richtig. Die 172 schied glücklicherweise aus. Also am besten Mal dem Busfahrer glauben und die 174 nehmen. Hat auch gepasst. Nach einer Stunde Kurverei durch die Vorstädte war ich nur 2km vom Weingut entfernt. Man war jetzt schon in einer etwas anderen Welt als in Chile. Auf der Landstraße sah man alte,  überladene Kleintransporter, LKW, die einen riesen Krach machten und richtig stanken. Vor allem fielen aber die Siedlungen auf. Die Straßen waren purer Staub und die Häuser sahen zwar nicht schlimm, aber auch nicht nach Luxus aus.
Also bin die 2km zum Weingut gegangen. Links und rechts neben der Straße sah man nichts als Weinberge. Im Hintergrund die verschneiten Anden. Ein wunderbares Bild.
Angekommen im Weingut schloss ich mich einer Führung an, die wirklich nett gemacht war. Danach gab es 4 Kostproben. Puhh, der argentinische Wein hat zwischen 13 und 15 %, und das am frühen Nachmittag. Es gab auch ein echt nettes Restaurant und ich hätte dort auch gerne was gegessen, aber es gab am heutigen Tag nur Lamm.
Also zurück nach Mendoza. Da ich keine Lust hatte die 2 km zurück zu laufen, habe ich auf der Landstraße einfach den nächsten Linien-Bus angehalten, der in die Richtung fuhr. Der Busfahrer hat mir nach dem Einsteigen aber eröffnet, dass er nur bis in den nächsten Ort Maipú fährt. Meine Wertkarte war nun aufgebraucht und ich stand in Maipú. Die Karte muss ich also nun nur aufladen und dann könnte ich ja den Bus nach Mendoza nehmen. Also erneut fragen. Die Antwort einer Frau mit Kind, die ich fragte, wo man denn hier die Wertkarten aufladen könne, war  kurz und knapp: „Um diese Uhrzeit hier gar nicht“. Sie fragte weiter, ob ich Münzen hätte. Ich musste das verneinen. Darauf hat sie nur gemeint. Nicht so schlimm, ich solle einfach schnell zwei Straßen weiter mit zu ihr nach Hause kommen und dann wechselt sie mir. An der Haustüre bekam ich mein Geld gewechselt und noch die beste Busnummer für die Rückfahrt. Ich hab mich tausend Mal bedankt und war total platt von der Hilfsbereitschaft.

Zurück in Mendoza hatte ich erstmal Hunger und somit ging es in ein Straßenrestaurant. Churrasco (auf dem offenen Feuer Gebratenes) mit Salat stand auf der Tageskarte für 35 Pesos (6€). War super und eine riesen Portion. Dann erstmal ins Hotel ausruhen.
Um etwa 8 Uhr ging es dann los zum Abendessen. Auch hier hab ich ein nettes Restaurant in der Fußgängerzone gefunden. Es standen die verschiedenen Gerichte mit Lomo (Lende) zur Auswahl, die sich nur in der Beilage unterschieden. Man konnte zwischen Pommes und einem Champignon oder Pommes und Erbsen wählen. Man sieht schon, der Beilage wird wenig Beachtung geschenkt. Ich muss auch wirklich sagen, dass es mit das beste Stück Rindfleisch war, dass ich je auf meinem Teller hatte. Es zerfiel fast, war saftig und kein bisschen fasrig oder sonst was. Also das Rindfleisch in Argentinien ist kein Gerücht, sondern eine Tatsache.
Nach dem Essen brauchte es einen Verdauungsspazierung. Auf den Plätzen und den kleinen Park waren unglaublich viele Leute unterwegs. War eine tolle Sommer-Abend-Stimmung. Danach ging es ins Hotel.

Am Sonntagmorgen hatte ich ja nicht mehr viel zu tun. Also noch mal kurz durch die Stadt und dann in den großen Stadtpark. Auf dem Weg haben mich zwei Leute gebeten, dass ich ein Foto von ihnen mache und mich gefragt, ob ich aus Venezuela komme. Häää. Also so schau ich echt überhaupt ned aus. Auf jeden Fall ist schmeichelhaft, dass man mich nicht auf den ersten Blick als Deutschen erkennt.
Der Park ist riesig und echt schön. Es fällt sofort auf, was Argentinier Sonntagmittag im Park machen: Die ganze Familie trifft sich, es wird gegrillt und dabei Fußball gespielt. Es ist also kein Klischee. Argentinien ist Asado und Fußball.

Um 14 Uhr ging dann auch schon wieder der Bus zurück nach Chile. Diesmal bei Tag. Es ist wohl die eindrucksvollste Landschaft, die ich je gesehen habe. Zuerst die unendlich Weite und dann erheben sich die Anden in einem weitläufigen Flusstal. Die Berge nennen sich „cerros coloridos“ (bunte Berge) und sie machen ihrem Namen alle Ehre. Danach wird das Tal enger und die Straße klebt am Berghang. Die Gegend ist menschenleer. Die Berge werden höher und höher. Danach geht es durch ein ewiges Hochtal Richtung Scheiteltunnel. Obwohl die Straße nun auf 3100m angelangt ist, sind die Berge rundherum immer noch unglaublich hoch. Durch ein Seitental konnte man den verschneiten 6900m hohen Aconcacua sehen.
Nach dem Scheiteltunnel kamen wir an die argentinisch-chilenische Grenze. Also wieder die selbe Prozedur. Warten, dann aussteigen und die Stempel holen. Auch wenn man die Prozedur schon kennt, ist man hier doch immer etwas angespannt. Als ich beim Abholen des argentinischen Ausreisestempels an der Reihe war, nimmt der Grenzer meinen deutschen Pass und entgegnet mir mit herrlichem argentinischen Akzent: „Guten mein Herr, wie geht es Ihnen?“. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Der Grenzer hat dann auch gelacht. Man rechnet mitten in den Anden in Südamerika an der Grenze mit viel, aber damit nicht. Nach der Gepäckvisite ging es dann weiter. Diesmal ging es schnell, es hat nur eine Stunde gedauert.
Nach der Grenze geht die Straße steil hinunter über viele Serpentinen. Lastwagen quälen sich hinauf und hinunter. Eine tolle Straße.

Nach langer Fahrt kam ich dann am Busbahnhof in Santiago an. War irgendwie komisch dunkel alles. In den Vierteln um den Busbahnhof gab es kein Licht. Im Busbahnhof schon. Die Metro fuhr auch nicht. Am Busterminal waren riesen Schlangen. Was ist los hier? Also bin ich einfach in den nächstbesten Bus eingestiegen, der so mehr oder weniger in meine Richtung fuhr. Im Bus habe ich erfahren, dass der Bus ziemlich genau bei mir zu Hause vorbei kommt. Die ersten 10 Minuten fuhren wir durch ein dunkles Santiago. Dann gab es auf einer Länge von 3 km Licht, danach wieder Dunkelheit. Nur die Autos und die Häuser mit Notstrom gaben Licht. Zu Hause angekommen, im Kerzenlicht, habe ich erfahren, dass es einen apagón (großen Stromausfall) gab, der etwa 90% des Landes betraf. Wie kann so was sein? Stromausfall für 90% eines Landes? Krass. Nach etwa einer Stunde kam dann der Strom zurück und ich ging nach einem erlebnisreichen Wochenende ins Bett

Hier nun ein paar Unterschiede zwischen Chile und Argentinien:

  • Alles ist viel billiger
  • Fußgängerampeln sind eine Seltenheit, was das Überqueren der Straßen schwierig macht
  • Die Busse sind alt, aber dafür schön bunt
  • Das Brot ist genauso schlecht, wie in Chile
  • Man sieht noch mehr junge Leute auf der Straße
  • Das Durchschnittsalter der Auto dürfte zwischen 20 und 30 Jahren liegen. Unglaublich, was da noch fährt. Teilweise sind echte Oldtimer hier im Alltag im Einsatz. Den Lärm und Gestank verbessert das aber nicht
  • Argentinien trifft mehr das Klischee von Südamerika als Chile

Anreise nach Argentinien

Nachdem ich mich ein bisschen ausgeruht hatte, ging es am Freitag um 21 Uhr abends dann zum Busbahnhof. Dort bin ich mit dem deutschen Puffer von 30 Minuten angekommen. Der Bus hätte um 22:15 Uhr abfahren sollen, verspätete sich dann aber doch 45 Minuten. Man meint, das wäre normal für Südamerika, aber für Chile ist das nicht normal. In der Regel ist hier alles ziemlich pünktlich. Nach dem Einsteigen war ich überrascht von dem Komfort und dem Platzangebot. Das Ganze nennt sich Semi-Cama (also Halb-Bett) und ist eher wie in der First-Class im Flugzeug. Man kann den Sitz fast ganz horizontal klappen, dazu gibt es eine Fußstütze, eine Decke und Kopfkissen. Es sitzt bzw. liegt und schläft sich genauso gut, wie in unserem alten, bunten Gartenliegestuhl. Ein Lunchpaket gab es auch noch. Da ist der Preis von ca. 20€ für die ca. 7 stündige Fahrt echt geschenkt.

Erstmal hab ich mich schlafen gelegt. Nach etwa 2 Stunden Fahrt, ging es dann aufwärts. Eine Serpentine nach der anderen hat sich der Bus hochgeschraubt. Teilweise ging es wegen der vielen Baustellen nur sehr langsam voran. Das beeindruckendste war der Sternenhimmel, den man aus dem Busfenster sehen konnte. Unglaublich. Wenn man mir einen Stern in die Hand gegeben hätte und ich hätte ihn an den Himmel heften sollen, ich hätte keinen Platz dafür gefunden.

Nach der Fahrt durch den Scheiteltunnel kamen wir zur chilenisch-argentinischen Grenzkontrolle. Diese liegt schon ein wenig weiter unten auf „nur“ 2800 m. Dort waren 3 Busse vor uns und so heiß es erst mal 45 Minuten warten. Während dessen kam ich mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch. Nachdem ich ihr von meinem Aufenthalt und meiner Reise erzählt habe, hat sie mir gleich die Telefonnummer von ihrer Tochter in La Serena aufgedrängt. Ich soll da doch ungedingt anrufen, wenn ich dort vorbeikomme. Ob die Tochter weiß, dass ihre Mutter ihre Telefonnummer an fremde Leute im Bus verteilt. 🙂
Nach 45 Minuten durften wir dann aus dem Bus aussteigen. Es war bitter kalt. Auch im Pulli. Ich hab gezittert, wie ein Schlosshund. Dann hieß es erstmal anstellen und die Stempel abholen. Den Zettelkram für die Migrationskarten hatte ich im Bus schon ausgefüllt. Nachdem ich meine zwei Stempel hatte, ging es kurz zurück in den Bus. Rucksack holen, wieder raus aus dem Bus und anstellen zur Gepäckkontrolle. Nachdem das Gepäck jedes einzelnen persönlich geprüft wurde, ging es zurück in den Bus. Die ganze Prozedur hat dann knapp 2 Stunden gedauert und ich war total durchgefroren. Danach konnte ich aber wirklich gut im wohlig warmen Bus schlafen.

Um 6 Uhr morgens kam der Bus dann in Mendoza an. Weil es in Mendoza zweimal die Straße Necochea gibt, hat mich mein Google-Ausdruck erstmal in die falsche Straße geschickt. War eine komische Gegend. Sehr untypisch für ein Hotel. Nachdem ich dann gefragt hatte, war es mir klar. Meine Straße Necochea und das Hotel liegen im Zentrum. Also die 15 Minuten wieder zurück zum Busbahnhof. Dort erstmal argentinische Pesos abheben. Da ich nun aber wirklich ins Bett wollte und keine Lust mehr auf Laufen hatte, hab ich mir vom Busbahnhof ein Taxi genommen. Der Taxifahrer kannte zwar die Straße, aber so wirklich auch nicht. Nach zweimaligem Wenden hat er sich entschlossen erstmal in einer Tankstelle nach dem Weg zu fragen . 🙂 Man glaubt es kaum, aber schlussendlich kam ich dann doch noch an. Das Hotel war einfach, aber schön sauber mit großem Bad. Passt. Aber ich wollte jetzt ohnehin erstmal nur noch ein paar Stunden schlafen.