Cajón de Maipo – So stell ich mir Südamerika vor

Da ich die Wochenenden ja nun immer schön nutzen muss, habe ich mich entschlossen heute in den Cajón de Maipo zu fahren. Gestern Abend waren wir noch mit der Sprachschule unterwegs. Ich hab mich am Riemen gerissen und bin aus der Bar mit 4 anderen noch vor Mitternacht raus und wir haben dann ein Taxi zurück genommen. Dummerweise bin ich dann bei denen in der Wohnung noch zwei Stunden hängen geblieben, so dass es dann fast halb 3 Uhr war, bis ich im Bett war.

Heute morgen klingelte dann schon um 7:30 Uhr wieder der Wecker. Ich bin aus dem Bett gekommen, jedoch der Bekannte, der mit mir den Ausflug machen wollte, scheinbar nicht, weil er am Treffpunkt nicht ankam. Nach etwas warten, habe ich mich dann aber entschlossen einfach alleine in den Cajón de Maipu zu fahren. Ich war ja nun schon mal auf und außer Haus. Zuerst muss man da mit der Metro in einen Vorort fahren. Dort steigt man dann in Micros (kleine Busse) um. Der Bus ist mindestens eine Stunde kreuz und quer durch die Randbezirke von Santiago gefahren. Eine rote Ampel nach der anderen. Ich hab schon geglaubt, dass wir nicht mehr aus der Stadt rauskommen. Plötzlich wurde es aber dann grün und die Berge begangen. Nach noch gut einer halben Stunde kam ich dann in dem Hauptort San Jose de Maipo an. Der Ort ist wirklich sehr klein und eigentlich nicht viel mehr als ein Straßendorf. Aber der Ort ist Südamerika, wie man es sich vorstellt. Kleine bunte Häuser, Holzschilder mit der Hand beschriftet und eingerahmt von Bergen. Was mir zum ersten Mal wirklich aufgefallen ist, waren die vielen streunenden Hunde. Unglaublich, aber das ist auf dem Land in Chile ein wirkliches Problem.
Eigentlich wollte ich im Cajón de Maipo ein wenig wandern gehen. Direkt in San Jose gibt es da aber nicht viel. Also bin ich mit dem Bus weiter in den nächsten Ort San Alfonso. Dort wollte ich eigentlich zu den Wasserfällen „Cascada de las Ánimas“ gehen. Laut Reiseführer eine 90 minütige Wanderung. Mir schwebte eine schöne Brotzeit am Wasserfall vor. Zuerst habe ich ewig gesucht, wie man denn dahin kommt. Nach 3 maligem Fragen stand ich dann am Eingang. War eher eine Rezeption. Die haben mit mitgeteilt, dass man da nur geführt hingegen kann, die Tour 5000 Pesos (ca. 7 €) kostet und 4 Stunden dauern würde. Zudem hätte ich mir die Wartezeit bis zur Tour doch gleich in ihrem Restaurant vertreiben können. Dazu hatte ich aber  keine Lust und auch nicht, da im Gänsemarsch zu den Wasserfällen am Fluss zu wandern. Also erstmal Mittagessen unten am Fluss. War ebenso gar nicht so leicht einen Weg zum Fluss zu finden. Hab aber dann doch ein schönes Plätzchen gefunden. Irgendwie haben die eine andere Vorstellung von wandern und machen es Wanderwilligen, die keine Tour wollen, doch recht schwer. 🙂

Da das mit den Wasserfällen nichts wurde, habe ich mich entschlossen einfach weiter Tal einwärts zu fahren. Während ich auf den Bus wartete, kam aber ein chilenisches Pärchen in einem Jeep vorbei und nahm mich mit. Da die Fahrerin eine Einheimische war, hatte ich das Glück unglaublich weit in das Tal hinzufahren zu können. Da kommt man mit dem Bus nur einmal täglich hin und muss sich zudem bei der Polizeistation melden. Das alles brauchte es so nicht, wir sind einfach durchgefahren.  Für Nicht-Anlieger ist die Schotterpiste gesperrt. War super. Somit kam ich bis zur Häuseransammlung „El Volcán“ auf über 1400 Meter Höhe. Ist eine wirklich beeindruckende Landschaft. Die Berge rund herum sind alle mehr als 3000 m hoch. Um den Vulkan „Volcán de Maipo“, der schon auf der Grenze zu Argentinien liegt, sehen zu können, hätte ich noch 10 km weiter ins Tal gemusst. Das ging aber zeitlich nicht. Vor allem, weil ich ja auf die Mitnahmegelegenheit angewiesen war und die fuhr nicht weiter als bis El Volcán.

Dort oben war dann wirklich nichts los. Man hörte nur den Bach rauschen. Kaum ein Mensch war unterwegs. Traumhaft schön. So stellt man sich ein Tal in den Anden vor. Die Häuser, die Straßenschilder, die Schotterpiste. Das kommt dem Ende der Welt wirklich nahe. Aber ist ein sehr schönes Welt-Ende. Das einzige war, dass die Sonne gnadenlos runter brannte. Mir wurde direkt schwindlig. Ich hätte da was für den Kopf gebraucht. Der Wasservorrat ging dann auch noch neige. Also musste ich an die Rückkehr denken.

Da es hier oben ja keinen Bus mehr gibt, musste ich mir wieder einen Talfahrt organisieren. War aber überhaupt keine Sache. Bin einfach die Schotterpiste runter gegangen und schön saß ich wieder in einem Jeep, der mich dann sogar bis San Jose de Maipo mitgekommen hat. Diesmal eine chilenische Familie. Bin heilfroh um mein Spanisch. Das macht alles unglaublich einfach und problemlos.

Von da ging es dann wieder mit dem Bus die 1.5 Stunden zurück nach Santiago. In den Bus stiegen immer wieder Leute ein, die ähnlich wie im Flugzeug, was während der Fahrt verkaufen wollten. Von einem neuartigen Set Kugelschreiber bis zu einem Stoss raubkopierter CDs für 500 Pesos (ca. 80 Cent) das Stück, die man in einem  Discman sogar vor dem Kauf probe hören konnte, war alles dabei.

Jetzt hab ich gerade ein wenig Schlaf nachgeholt, weil ich nach der kurzen Nacht und dem Trip nun doch sehr müde war.

Was ich gerade noch versuche zu ergründen ist, warum man ein Tal Cajón (also Schublade) nennt? Noch sonderbarer wird es, weil es im Cajón de Maipo einen Ort mit dem Namen Melocotón (= Pfirsich) gibt. Gut dass der Pfirsich im südamerikanischen Spanisch „durazno“ heißt. So fällt es vielleicht nur mir auf: „Ich wohne in Pfirsich in der Schublade“ 🙂

Zusammenfassend war es ein genialer Tag. Die Landschaft war traumhaft schön. Und ich möchte sagen, heute war ich das erste Mal so richtig in Südamerika. ¡Viva Chile!

Jetzt holt mich gleich die Pato ab. Dann schau ma mal. Vielleicht bleibt ich heute Nacht bei ihr auf dem Land in Chicureo. Morgen wird auf jeden Fall entspannt.

Puhh, jetzt habe ich aber viel geschrieben. Wenn euch langweilt, muss es keiner lesen. Ist ja auch für mich, so dass die möglichst wenig vergesse.

Kommentare

Fuel sagt:

wow! geniale bilder!

Stefan sagt:

Wir lesen gerne -> „Wenn euch langweilt, muss es keiner lesen. Ist ja auch für mich, so dass die möglichst wenig vergesse.“ Vor allem die Bilder sind immer super Ergänzug…..

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