Es sind die kleinen Dinge

Wie man aus meinem Blog sicher herauslesen kann, fühle ich mich hier pudelwohl. Dennoch begegnen einem ab und an Situationen, in denen man dann doch an Deutschland zurückdenkt. Ich Liste hier mal ein bisschen was auf:

  • Warum gibt es keine Duschen die die Temperatur halten können? Zur Strafe,weil ich mich innerlich immer über die Duschen geärgert habe, wenn ich erfroren bin oder mich verbrannt habe, gibt es bei mir in der Wohnung nun seit 5 Tagen nur noch kaltes Wasser. Brrrr
  • Als Informatiker hat man es in Chile schwer. In den Online-Shops bekommt man fast nichts. Ich musste RAID-Controller heraussuchen. Hier in Chile hat man bestenfalls die Auswahl aus 5 Controllern. Hab im Vergleich in Deutschland geschaut, da waren es 140 Typen. Wie kann eine IT-Firma hier existieren?
  • Nach etwa 4 Wochen bekam ich wirklich Probleme mit dem Weißbrot. Ich konnte es nicht mehr sehen. Vor allem, weil es weitaus weniger gut schmeckt als das Weißbrot bei uns zu Hause. Aber hier in Chile gibt es eine Lösung. Die Bäckerei Fuchs, Nachfahren deutscher Einwanderer, machen ein wirklich gutes Vollkornbrot. Nur ist die Kruste war etwas weich und erinnert an Toast. Wie man eine Kruste bekommt, ging wohl über die Generationen verloren.
  • Hier in der Arbeit kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Vor zwei Wochen habe ich neue Server herausgesucht, die ich aufsetzen soll. Bis heute ging die Bestellung nicht raus. Wenn das so weiter geht, sehe ich die Server nicht mal mehr.
    Ebenso hat ein Provider am Freitag etwas an einem Router umgestellt, womit auf einen Server dann nicht mehr zugegriffen werden konnte. Es wird telefoniert, eine eMail geschrieben und auf die Antwort wartet man Stunden, bis es wieder klappt gar 2 Tage. Da können wir uns mit IP-Exchange und sogar Mnet glücklich schätzen.
  • Ich bin froh, wenn der Boden nicht mehr wackelt. Temblores hat es immer mal wieder. So auch in der Nacht von Sonntag auf Montag um 4 Uhr morgens. Da fing es an zu zittern. Aufstehen, ja oder nein? 10 Sekunden warten, ob es aufhört. Es hört nicht auf, könnte also wieder was größeres sein! Also aufstehen, Schuhe anziehen und die Treppe runter. Soweit kam es aber nicht, weil als ich die Schuhe an hatte, hat es wieder aufgehört. Temblores wie diese, so um die Stärke 4 oder 4.5 bringen einen zwar nicht mehr aus der Ruhe, das hat man nun schon irgendwie im Blut, aber auf die Nerven geht es einem doch, wenn man wieder Nachts geweckt wird.
    (für den, den es  interessiert: http://www.sismologia.cl; da steht auch in den Details, wie stark nach Mercalli es in Santiago zu spüren war, wenn es zu spüren war)
  • Ruhe beim Schlafen. Jetzt habe ich das Glück ohnehin in einer Seitenstraße zu wohnen. Dennoch ist es so, dass man wegen des Straßenlärms nachts bei offenem Fenster nicht schlafen kann. Bei tagsüber 30 Grad heizt sich das Zimmer ziemlich auf, so dass man dann die Wahl hat zwischen Lärm bei offenem Fenster und Hitze bei geschlossenem Fenster. Hab versucht die Lüft-Tatik zu verändern, aber ein befriedigendes Ergebnis konnte noch nicht erzielt werden.
  • Nach der Arbeit mit der Metro heimfahren ist wirklich extrem. Wahnsinnig voll, stickige Luft und heiß. Der Bus ist normalerweise besser. Ab 30 Grad draußen wird aber auch der Bus schwer erträglich, denn der Bus ist nicht klimatisiert und ebenso ziemlich voll. Eine Dusche (mit kaltem Wasser, weil warmes gibt´s ja im Moment nicht) danach ist wirklich angebracht. Da freu ich mich schon ein bisschen auf mein Auto.
  • Warum kann man eine Klimaanlage nicht vernünftig einstellen. Wenn ich morgens in die Arbeit komme, dann ist es da schön warm. Also Pulli ausziehen. Dann wird die Klimaanlage eingeschaltet und es bläst ein eisiger Wind durchs Büro. Zusätzliche Ventilatoren tun ein übriges, um die Sache noch anspruchvoller für den gesunden Körper zu machen. Also Pulli wieder anziehen. Dann Pulli ausziehen und in die Mittagspause. Draußen hat es angenehme 30 Grad. Man kommt leicht ins Schwitzen. Nach der Pause geht es wieder zurück ins Büro in den arktischen Sturm.
    Kein Wunder, dass ich mir am letzten Wochenende dann eine fetzen Erkältung eingefangen hab. Bin mit Halsweh rummgelaufen und die Nase ist auch ganz schön gelaufen. Ich glaub, ich war knapp drann, dass ich flachgelegen wäre.
  • Zu Hause kommt man auch ohne Personalausweisnummer durchs Leben. „Y su R.U.T por favor?“, „Introduzca su R.U.T“. Ohne diese R.U.T.-Nummer, die man als Tourist hier nicht hat, wird alles recht schwierig, wenn man doch kein chilenisches Konto oder eine chilenische Kreditkarte (für beides ist natürlich eine R.U.T obligatorisch)  hat, wird es oft schwierig. Da bin ich froh, wenn ich in Deutschland alles wieder online regeln kann.
  • Chile scheint das Land mit dem weltschlechtesten Kaffee zu sein. Dabei wäre doch z.B. Kolumbien auf dem selben Sub-Kontinent. Wenn man hier Kaffee macht, dann ist das Nescafe-Instant-Kaffee. Es gibt zwar vereinzelt Kaffee-Häuser, wo es auch besseren Kaffee geben soll, aber in der Regel bekommt man dieses Nescafe-Zeug. Und ich meine nicht Nespesso oder so. Hier freue ich mich auf den Kaffee aus der Jura-Maschine in der Arbeit.
  • Auch wenn ich mich irgendwie überall mit Spanisch durchschlagen kann, es mich auch nicht mehr anstrengt einfach mal ein paar Stunden auf Spanisch zu ratschen und ich diese Sprache immer noch wahnsinnig schön finde, kommt manchmal doch das Verlangen auf einfach Bayerisch reden zu können. Ein Polt-Video im Internet hilft einem da aber ganz schnell weiter.
    Und es bleibt das Problem mit ein bis zwei Arbeitskollegen, bei denen ich von 10 Wörtern effektiv 2 verstehe. Ich dachte, dass sich das mit der Zeit gibt, aber es hat sich nicht gegeben. Quote ist immer noch 10:2, sprich eine Kommunikation ist nicht machbar. Ist aber auch nicht die feine Art. Wenn ich schon weiß, dass da ein Ausländer da ist, der sich quält und sich Mühe gibt die Landessprache zu sprechen, dann kann ich einem doch ein wenig entgegenkommen. Wir Bayern reißen und ja auch zusammen, wenn ein Ausländer oder Norddeutscher kommt. Ist irgendwie eine Sache des Anstandes. Aber dann sag ich mir halt auch als Trotz, na gut dann halt nicht. „Ich Deutsch – nix verstehen.
  • Auch mit einem großen Geldschein keine Probleme zu haben. Ich weiß nicht warum, aber die Chilenen haben mit großen Geldscheinen Probleme. Der größte Geldschein ist 20000 $ also etwa 26 €. Diese Scheine wird man wirklich nur los, wenn man in einem Supermarkt groß einkaufen geht. In einem Lokal, in dem man für 3000 $ gegessen hat, macht man sich sehr unbeliebt und verursacht ein riesen Durcheinander, wenn man mit einem 20000er Schein zahlt. Genauso, wenn man in der Bäckerei etwas für 600 $ (ca. 1€) kauft und versucht mit einem 10000 $ (13 €) Schein zu gezahlen. Der Bankautomat hat mir einmal 5 20000 $ Scheine gegeben. Bis ich die los hatte….. (nicht wundern. $ ist hier die ofizielle Abkürzung für den chilenischen Peso)

So jetzt aber genug genörgelt. Aber es hilft, dass man einsieht, dass daheim auch seine Vorzüge hat. Auch wenn ich im Moment noch nicht wirklich ans Heimfahren denken mag.

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