Gruss aus Deutschland

Da mein Bus ja erst heute Nachmittag um 16:45 Uhr geht, ich das Zimmer aber schon um 11 Uhr räumen musste, habe ich heute noch genug Zeit für einen gemütlichen Tag. Also erstmal frühstücken gehen. Auf dem wunderschönen Hauptplatz von San Pedro mit seiner kleinen weißen Kirche gibt es ein schönes Cafe mit Sonnenschirmen draußen und echten Kaffee aus einer Kaffeemaschine. Also nicht diesem Nescafe-Instant-Zeug, was man normalerweise hier bekommt. Sprich der ideale Platz für ein Frühstück.
Ich bemerkte, dass zwei Tische weiter ein deutsches Ehepaar saß. Natürlich hab ich mich nicht zu erkennen gegeben. Sie haben dann einen Kaffee bestellt und haben wie ich auf den Kaffee gewartet. Ich hatte meinen Reiseführer dabei, habe darin geblättert und Pläne für das Valle d’Elqui geschmiedet, die Sonne hat geschienen, es war angenehm warm und man konnten den Leuten beim Vorbeigehen zusehen. Traumhaft, einen besseren und angenehmeren Platz gab es wohl nicht.
Nicht so bei dem deutschen Ehepaar, das den Kaffee mittlerweile schon hatte, jetzt jedoch über den langsamen Service der Bedienung diskutierte. Plötzlich gesellten sich noch 6 weitere Deutsche aus dem Ruhrpott an diesen Tisch und wurden sogleich über den miesen Service aufgeklärt.  Es war genauso laut, als wie wenn Chilenen gekommen wären, jedoch wurde diese Lautstärke ausschließlich durch Hektik hervorgerufen. Nach dem diese neuen Leute 5 Minuten auf die Bedienung gewartet haben, die gerade mit meinem Frühstückeiern beschäftigt war, haben sie in das Kaffee geschaut, wo die Bedienung steckt, und dann gemeinsam am Tisch gemeckert. „Die Frau ist ja total überfordert! Was die hier unter Service verstehen?“ Nach weiteren 2 Minute sind sie dann gegangen, um nach 10 Minuten zurückzukehren um sich nach der Wartezeit bei den dagebliebenen zu erkundigen. Es folgte Kopfschütteln.
Das einzige, was mich gestört hat, war die Hektik, die die verbreitet haben. Sonst habe ich mich köstlich amüsiert und geschmunzelt. Warum muss man immer meckern? Was sprich dagegen sich auf den Platz zu setzen, mit den anderen Leute zu reden, die Sonne zu genießen? Was machen die sich so einen Stress im Urlaub?
Irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment unglaublich wenig deutsch. Da macht man sich ja direkt Sorgen, wenn man in gut einer Woche wieder mit solchen Menschen zusammenleben zu müssen.

Gott, warum hast du den Deutschen nicht mehr von der chilenischen Lebensfreunde und Gelassenheit gegeben?
Auf jeden Fall wünsche ich dieser Reisegruppe noch recht viel Spaß und Südamerika. Die kommen wahrscheinlich mit einem etwas anderen Bild von Chile zurück als ich. Jeder hat es selbst in der Hand.

Kommentare

Peter sagt:

Hallo Andi,

das stimmt mich erfreulich nachdenklich, dass du so tiefsinnige Beiträge schreibst.
Ich gehe gleich mal durch die Firma, setze mich in jedes Büro und übe mit allen das „chilenische Chillen“. Hey, was auf jeden Fall nicht passieren soll, dass du einen Kulturschock „rückwärt“s bekommst. Quasi diesen Kulturschock, vor dem du dich auf deiner Hinreise nach Chile gefürchet hast 😉

Eine schöne Zeit – wir vermissen dich – ja und heute wurde die
Zahl auf der Beamerwand einstellig.
Ich frage mich: Wo ist die Zeit hin? Als ich mich neulich umdrehte stand da noch 72…

Bis bald,
Peter

P.S. Es wird wieder vollumfänglich geflogen in Europa 😉

admin sagt:

Das Kaffee-Erlebniss hätte genauso gut in Italien oer Spanien passieren können. So tiefsinnig sollte es eigentlich gar nicht werden. Bin ja kein Philosoph. Und der Kulturschock kommt ganz bestimmt, wenn ich wieder zu Hause bin. Aber ich hab da schon einen Plan.
Das muss man mit viel gutem deutschen Essen kompensieren. Ich träume schon von Weisswürsten, Schweinbraten und die Spargelzeit ist ja auch los gegangen. Ich schaff das schon. Jetzt noch die letzte Woche geniessen

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