Alles heißt anders – el chileno me mata

Das chilenische Spanisch hat es in sich. Zum einen wimmelt es nur so von Modismos (Redewendungen) und zum anderen gibt es sau viele Chilenismos.
Ich hab mal so gesammelt, was sich in den ersten zwei Wochen so alles angesammelt hat.

Wird jetzt vor allem diejenigen interessieren, die ein wenig Spanisch können. Oft hab ich die spanisch-spanische Bedeutung einfach dahinter geschrieben.

  • Catchai = Lässt sich beim Erzählen eigentlich nach jedem Satz einfügen. Bedeutet nichts anderes als „entiendes“ also „verstehst du“, eigentlich als bedeutungslos.
  • cagar / cagarse = Nach „catchai“ eigentlich das wichtigste Verb. Es heißt eigentlich „auf der Toilette ein großes Geschäft machen“. Diesen Wort kommt im chilenischen Alltag nun eine große Bedeutung bei. Man sagt „los chilenos se cagan de todo“. Also zum Beispiel, wenn einem ein Missgeschick passiert ist sagt man: „se cagó“ also „er hat sich angeschissen“, oder „me cagué esta cosa“ heißt dann also „dieses Ding ist mir kaputt gegangen“. Oder auch „se cagó de la risa“ heißt „er konnte sich nicht halten vor Lachen“. Während dem Erdbeben wäre „me cagué de miedo“ angebracht gewesen. Für uns klingt die Übersetzung ein wenig hart, hier ist es aber Alltagssprache.
  • durazno = melocotón = Pfirsich
  • plata = aguacate = Avocado (nebenbei Kilo kostet etwa 1,20 €)
  • pololo / polola = novio / novia = fester Freund /-in
  • lolo / lola = chico / chica = Jugendliche (-r)
  • luca = 1000 pesos
  • once = Snack oder Tee am Nachmittag. Kommt vom Wort aguardiente (Schnaps), welches 11 Buchstaben hat und welches man ebenso zu einem once genießen kann 🙂
  • es la raja = je nach Betonung entweder super gut oder total mies. Kommt dem spanischen „es de puta madre“ recht nah und ist eigentlich auch sehr informell, aber man hört es überall
  • Huevón / Weón= wie bei a raja zweideutig. Eigentlich ein Dreckskerl, bei anderer Betonung und in anderem Zusammenhang aber auch ein Kompliment. Kann auch einfach am Satzende satt „catchai“ verwendet werden und hat dann etwa die selbe Bedeutung.
  • Wie überall in Südamerika existiert die zweite Person Plural nicht („que hacen“ statt „que haceis“). Das war klar. Aber in der 2. Person Singular wird aus „hablas“ „hablai“, was total komisch klingt.
  • „ir / andar de carrete“ oder „carretear“ = ausgehen, Abends feiern oder Party machen
  • curado = borracho = betrunken
  • buena / mala onda (estar de buena onda / tener buena onda) = Man ist gut / schlecht drauf (etwas läuft gut)
  • poto = culo = Hintern
  • „Almuerzo“ ist hier das Mittagessen (in Spanien ist almuerzo ja eher eine Brotzeit). Dagegen heißt hier das Abendessen „comida“, was ja in Spanien eher das Mittagessen ist. Das spanische „cena“ für Abendessen existiert hier nicht. Wenn man das nicht weiß, kommt man hier zeitlich etwas durcheinander, wenn man groß zum almuerzo um 2 Uhr nachmittags eingeladen wird.
  • Wie in Andalusien hängen die hier auch -ito, -ita an jedes Wort. chico-> chiquitito …. . Ist ja nix neues, fällt aber durch die übermäßige Verwendung auf
  • Ebenso wird alles andalusisch undeutlich ausgesprochen. Die Empanada wird somit zur Empanaaaaa. Auch nix wirklich neues.
  • Kuchen heißt hier Kuchen und schmeckt auch so. Ein Glas Bier ist ein Shop. Kommt von deutschen Schoppen. Keke (oder queque) ist der Keks. Diese Chilenismen sind mal einfach.
  • al tíro = jetzt gleich, sofort

Ist jetzt noch lange nicht alles. Ich werde die Liste ständig erweitern.

Zusammenfassend bin ich auch selbst schuld. Alle sagen, geh nicht nach Andalusien um Spanisch zu lernen. Was mach ich, ich verbringe fast alle meine Spanienaufenthalte in Andalusien. Ebenso heißt es, wenn du in Südamerika Spanisch lernen willst, dann geh nicht nach Chile. Was mache ich wiederum, ich muss nach Chile gehen. Ich hatte es ja vorher gewusst und war durch die Pato ja chilenisch gesehen schon gut vorbereitet. Aber als Anfänger möchte ich hier nicht aufschlagen. Ich hab hier teilweise und vor allem in der Arbeit echt an der Sprache zu beißen. Wobei ich mich im Großen und Ganzen ja echt nicht beschweren kann. Von allerlei Grillfesten bei der Verwandtschaft von der Pato bis hin zur telefonischen Flugreservierung, oder sonstigem  Smalltalk hier in der Familie oder mit irgendwelchen Leuten konnte ich mich überall durchkämpfen. Mag auch daran liegen, weil man Stück für Stück jede Hemmung verliert. Macht mich auf der anderen Seite auch ein bisschen Stolz, was ich in den weniger als 4 Jahren neben der Arbeit geschafft habe.

Jetzt bleibt es spannend, in wieweit sich mein Spanisch noch verbessert und ob ich mit einem südamerikanischen Einschlag in meinen Spanisch zurückkomme. 🙂

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