Heimreise

1. Abschied und Abflug

Willkommen in Deutschland. Nein noch nicht. Im Moment sitze ich noch in der Abflughalle in Santiago. Der Abschied von der Pato, ihrer Mutter und den Kindern war super traurig, aber irgendwie konnte ich es auch nicht ganz fassen. Es war so unwirklich. Nichts desto trotz sind mir die Tränen runter gelaufen. Wir haben uns sicher 5 Mal umarmt und ewig gewunken. Wie nett, der Grenzbeamte begann dann mit mir zu reden, was ich hier gemacht hätte und ob es mir gefallen hätte. Nachdem er mir meinen Pass zurückgegeben hat, hat er dann gesagt: „Te tengas un muy bien viaje amigo“. Der Grenzbeamte war wie ein Sinnbild für Chile.
Wie gesagt, nun warte ich auf meinen Abflug und schon wieder unterhält mich eine deutsche Reisegruppe . Sie haben keine Ahnung, dass sich Deutscher bin. Als sie mich auf mein heruntergefallenes Ticket aufmerksam machen, antworte ich auf Spanisch, aber es ist wieder mal zu toll zum zuhören, dass ich den Deckmantel nicht fallen lassen will. Sie beschweren sich über alles, was ihnen hier widerfahren ist. Kein einziges Mal hört man, dass etwas toll gewesen ist. Sie beschweren sich, dass ihnen der Hotelmanager ein Restaurant empfohlen hat und bezeichnen das als Schleppermethode, Das nächste mal nur Hotels über 100€ pro Nacht. Es kommen Sätze wie “hier gehen die Uhren anders”. Gut da haben sie zweifelsfrei recht, aber ist das nun nur negativ? Sie meckern, dass der Weg zum Gate so umständlich gebaut ist. Wenn man sucht, findet man scheinbar immer was negatives. Aber es gibt auch eine Abenteuerin in der Gruppe. Sie ist “alleine”  mit dem “öffentlichen” Bus nach Valparaiso gefahren. Das löste Bewunderung aus und auch die Frage, ob die Busse denn hier schlimm gewesen wären? An den Bussen hatte de Frau nichts auszusetzen dafür aber daran, dass die Tickets immer nur exakt für den gebuchten Bus gelten. Steht zwar alles auf dem Tickets, aber gut….
Ich liebe es Mäuschen zu spielen und ich habe es gelitten, nicht Laut loszulachen. Der Chilene würde sagen “me cagué de risa”.

2. Madrid

Nun bin ich in Madrid Barajas angekommen. Der Flug war höchst angenehmem. Der Flieger war zwar richtig voll, aber trotzdem hatte ich das Glück zwei Plätze für mich zu haben. Somit habe ich bequem liegend fast 7 Stunden schlafen können. Super. Die 12 Stunden Flug waren somit schnell vergangen und ich fühl mich eigentlich nun total fit. Gerade angekommen in Madrid erwartete mich die gewohnte Unfreundlichkeit. Unglaublich. Madrid-Bajaras hat  sich nicht verändert. In der Sicherheitskontrolle wird man unfreundlich  und ohne ein Lächeln oder ein nettes Wort abgefertigt. Jetzt kann ich verstehen, dass die Südamerikaner sich in Spanien immer als abschätzig behandelt fühlen. Gefilzt wird man außerdem ziemlich gründlich. Schuhe ausziehen, abtasten und das bei fast jedem. Gut, dass ich keinen Manjar mitgenommen habe. Eine Person in meiner Schlange musste seine Beutel glatt abgeben. Im Terminal dann das gewohnt Bild. Eine Schlange von etwa 20 hilflos wirkenden Leuten am Iberia–Schalter. Da hab ich dieses Mal mit LAN-Chile das große Los gezogen.
Was mir auffällt sind die Preise hier. Das ist ja echt ein totaler Wahnsinn. Hier kostet eine 0,3 Liter Flasche Cola doch glatt 2,85€. Dafür bin ich in Santiago essen gegangen. Ich fürchte mein empfinden für billig und teuer hat sich ein wenig verschoben.

3. Frankfurt

Nach nun der zweiten Etappe sitze ich jetzt schon in Frankfurt. Auf dem Flug hatte ich diesmal Glück und eine nette Spanierin aus Toledo, die ihren Freund in Frankfurt besuchte, saß neben mir. So war der Flug recht kurzweilig. Ist schon witzig, wie anders das spanische Spanisch klingt. Ich musste direkt intensiv zuhören. Des weiteren hat sie sich die Frage gestellt, wo ich denn spanisch gelernt hätte. Ich scheine jetzt wirklich eine üble Mischung aus südamerikanischem und spanischem Spanisch zu haben.
Hier in Frankfurt bin ich zuerst ganz schön umher geirrt, weil ich von Terminal E nach A musste und die Beschilderung nicht ganz klar war. Nach 40 Minuten hatte ich aber dann mein Ticket.
Dank UMTS-Stick kann ich nun diese Zeilen schreiben und mir gleichzeitig die Zeit für meinen letzten Flug vertreiben. Zudem höre ich übers Internet einen chilenischen Radiosender. Es ist hier am Flughafen einfach unglaublich ruhig.In 4 Stunden bin ich dann wieder zu Hause.

4. Ankunft

Obwohl der letzte Flug von Frankfurt nach München nur 50 Minuten ist, strengt er doch an. Da ich viel zu viel Pisco dabei habe, gehe ich beim Zoll das erste mal durch den roten Kanal.
Der Zollbeamte fragt mich: „Wie lange waren sie denn in Chile?“
Ich: „Fast 3 Monate“
Zollbeamte: „Aha, und waren sie auch in anderen Ländern?“
Ich: „Ja, in Argentinien zum Rindfleisch essen“
Zollbeamter: „Wie viel haben sie denn dabei?“
Ich: „2.5 Liter Pisco und 4 Grillsaucen“
Zollbeamter: „Da fang ma jetzt ned an. Passt scho, gehens durch“

Wow, mal eine coole Sache, ich hätte ned damit gerechnet.
Als ich dann raus kam, standen 5 meiner Freunde wartend auf mich am Ausgang. Cool. Was für ein Empfang. Meine Eltern waren noch nicht da, weil sie sich im Regen verfahren hatten. Eine halbe Stunde später traf meine Mutter dann auch ein. Mein Vater verfuhr sich währenddessen weiter , womit wir dann schlussendlich mit dem Matthias zu mir heimgefahren sind. Meinen Vater haben wir angerufen (die Nummer vom Handy hatte ich noch auf einer Rechung in meinem Notebook. Mein Handy war ja schon weg).
Zu Hause habe ich nur die Koffer in die Türe gestellt und bin dann direkt mit meinen Freunden noch ins Cantina gefahren, einer mexikanischen Bar gefahren. Wie passend. Irgendwie war es gar ned Südamerikanisch. Zumindest das Weißbier war super und der Mojito auch.
Aber trotzdem fühle ich mich seit der Ankunft in Frankfurt einfach noch nicht zu Hause. Es war wirklich super meine Freunde zu sehen, aber so ganz begriffen habe ich es wohl noch nicht. Es wirkt alles auf mich furchtbar fremd.
Jetzt im Bett sitzend habe ich noch 20 Minuten mit der Pato in Chile telefoniert, um ihr bescheid zu geben, dass ich gut angekommen bin. Das tat jetzt richtig gut mit ihr, wie die letzten 3 Monate einfach auf Spanisch zu plaudern. Das nächste Mal telefonieren wir gemeinsam und trinken dabei eine Piscola zusammen. Wir überwinden diese 13000km.

Gute Nacht

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