Das erste Erdbeben meines Lebens

Heute Abend war ich mit einen paar Freunden aus der Sprachschule zusammen gesessen. Als ich dann um etwa 2  Uhr heim gekommen bin und  gerade eine Stunde geschlafen hatte, stürmte meine Vermieterin ins Zimmer und ruft „Bajate, bajate, terremoto!!!“. Ich hab erst gar nicht begriffen, bin aber dann irgendwie automatisch aufgesprungen und ihr nach. Als wir auf der Mitte der Treppe waren, find es dann so richtig heftig an. Alles hat gewankt und  man konnte die Treppe nicht runter gehen, ohne sich am Geländer festzuhalten. Unter dem Türstock der Haustüre haben wir dann Schutz gesucht. Auf der anderen Straßenseite hat man gesehen, wie sich die Häuser zuerst auf und hab und dann ca. einen halben Meter nach links und rechts bewegt haben. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie es war. Es ging alles so schnell, hat aber auch nicht aufhören wollen zu beben. Das Geräusch war mit das Schlimmste. Es hat dumpf gegrollt, dazu ein Scheppern und dann das Geräusch, wenn die Decke immer wieder knarzt und vom auf und ab in die Verankerungen fällt. Staub und kleine Brocken sind von der Decke gefallen. Teilweise faustgroße Brocken. Alles hat gestaubt, auch auf der Straße, so dass man kaum atmen konnte. Der Strom ist ausgefallen. Gedacht habe ich während des Bebens an gar nichts. Mein Kopf war völlig leer.
Nach dem Beben haben sich erstmal alle bei der Nachbarschaft erkundigt. Danach wurde versucht die Angehörigen zu erreichen, was wegen Netzproblemen schwierig war.
Anschließend sind dann einige Nachbarn unten beim Tee zusammen gesessen. Jetzt bin ich mich gerade wieder hinlegen gegangen. Bei offener Türe, falls noch ein Nachbeben kommt. Ich hoffe, es kommt nichts mehr.

Das Erdbeben hatte hier in Santiago eine Stärke von 7.0. Es war das mit Abstand stärkste Erdbeben seit über 25 Jahren.

Bin zwar hundemüde, kann aber irgendwie jetzt auch nicht richtig schlafen, weswegen ich diese Zeilen schreibe. Internet geht ja seit einer Stunde wieder. Kann auch sein, dass es wegen der ganzen Brösel von der Decke hier im Bett recht unbequem ist und ich mich deshalb hier im Bett zusätzlich unwohl fühle.

Macht euch auf jeden Fall keine Sorgen. Ich bin wohlauf und es steht hier noch alles.

Alles in allem eine Erfahrung, die ich aber auch nur einmal in meinem Leben brauche.

Ergänzung vom 26. März: Es hat sich nun herausgestellt, dass das Erdbeben am 27.2. hier in Santiago eine stärke von 8.0 hatte. Das Erdbeben ist das 6. stärkste seit der Aufzeichnung. Und selbst mit den 8.0, die es hier in Santiago hatte, gehören ich nun wohl zu sehr wenigen Europäern, die so etwas miterlebt haben.

Kommentare

Wolfi sagt:

Hallo Andi,
war ja ziemlich shocking und scheint alles andere als ein kleines Beben gewesen zu sein… Wie gut dass es dir gut geht und hoffentlich bebt es nimmer nach. Jetzt reichts aber mit Abenteuern… 🙂
Bis dann, man hört sich!

Peter sagt:

Hallo Andi,

es ist der Hammer.
Ich schließe mich Wolfi an – keine Abenteuer mehr, OK? 😉

Aber die Chilenen scheinen recht locker damit umzugehen: Jetzt trinken wir einen Tee und dann gehen wir weider ins Bett. …irr!

Halt die Ohren steif,
Peter

Thomas sagt:

Hallo Andi,

da sind wir aber alle erleichtert, dass es Dir gut geht. Aber da wirst Du wohl der einzige bei uns sein, der sagen kann, ein solches Beben miterlebt zu haben. Wobei man auf manche Erfahrungen auch gerne verzichten kann.
Ich hoffe, dass jetzt keine neuen Erlebnisse dieser Art mehr hinzukommen und Du dieses Land genießen kannst.
Machs gut und noch viel Spaß!

Stefan sagt:

Hallo Andi,

wir denken hier alle fest an dich! Und lass dich nicht von den Nachbeben
unterkriegen…..
Bis denn,
Stefan

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