Kategorie: Santiago de Chile

Die erste Woche in Deutschland

An meinem ersten Morgen zurück in Deutschland, bin ich recht früh aufgestanden, um mich wieder an die deutsche Zeit zu gewöhnen. Komischerweise war ich gar nicht so müde. Mittags gab es dann Spargel und dazu Löwenzahlsalat. Schmeckte wunderbar. Nach einem Mittagsschläfchen ging es dann ohnehin schon zur Geburtstagsfeier vom Johannes ins Unicorne.
Beim Hineingehen ins Unicorne war es schon komisch das alles nach 3 Monaten wieder zu sehen. Auf jeden Fall wurde ich von all meinen Freunden sau nett gegrüßt. Irgendwie kam ich mich vor wie ein Exot. Ich war ja nur in Chile und nicht im Kongo. Auf jeden Fall musste ich viel erzählen.
Die Party ansonst war ein totaler Wahnsinn. Die Blechbaraba haben unglaublich geniale  bayerische Blasmusik gemacht. Dann haben die Salzburger Trumeter noch ein paar Ständchen gespielt und dem Johannes dabei einen riesigen Humpen geschenkt. Die Party nahm ihren Lauf und die Zeit verging schnell. Um 5 Uhr morgens war ich dann nach einem Abschlussumtrunk beim Johannes zu Hause endlich bei mir im Bett. So kann es weitergehen, dachte ich mir.
Aber so ging es nicht weiter. Am nächsten Tag wieder Regenwetter. Am Nachmittag war verkaufsoffener Sonntag und ich wollte meine Fotos abholen. Es war schon ein ziemlicher Schock für mich die Gesichter der Leute zu sehen. Ich hab mir wirklich gedacht „Leute, ihr seid hier freiwillig!! Ich möchte nicht wissen, was ihr für ein Gesicht macht, wenn ihr wo nicht freiwillig seid!!“
Am Abend sind wir dann noch Snookern gefahren. Ich hatte im Auto chilenische Musik und richtig gute Laune. Als dann ein Freund einsteigt und zuerst Mal ohne mich zu Fragen den Radio ausmacht, hab ich schon schlucken müssen. Gut, dann hören wir keine Musik, haben keine Gute Laune und sind mal schlecht drauf.
Am nächsten Morgen ging es dann das erste Mal für mich in die Arbeit. Als ich zur Türe rein kam, standen alle Mitarbeiter samt Chef in einem Halbkreis da und haben mich begrüßt. Mein Chef hat mich umarmt. Unglaublich, es war wirklich rührend. Zudem haben sie mir ein Fotobuch mit all meinen Geschichten, die ich hier im Blog geschrieben habe und mit meinen veröffentlichten Fotos überreicht. Danach gab es ein Weißwurstfrühstück. Ich wusste wirklich nicht was ich sagen sollte.
Die Arbeitswoche fällt unter die Rubrik Eingewöhnung. Sonderlich produktiv war ich nicht, was eventuell auch an den vielen Meetings gelegen haben kann. Auf jeden Fall sind wir in der Arbeit ein super Team mit netten Kollegen. Ich denke, dass ich mich da schon schnell wieder einleben werde.
Die Woche verlief bunt. Wir waren fast jeden Tag abends weg, so dass zum Trübsal blasen eigentlich keine Zeit blieb.

Am Freitag haben wir dann noch mit den Salzburger Trumtern im Kostüm auf der Burg gespielt. Danach sind wir im Hofreiter, Cantina und Beat Schuppen versumpft. War ein toller Abend.
Gestern hat dann der Wolfi seine Doktorarbeit gefeiert und wir haben das ganze unter ein chilenisches Motto gestellt. Zuerst gab es einen Pisco Sour, dann eine Ensaladia Chilena und als Krönung 1,5  Kilo Rinderlende am Stück vom Grill. Es hat sau gut geschmeckt. Man kann also auch in Deutschland vernünftig grillen. Besondern hat mich gefreut, dass alle begeistert waren, vom Pisco Sour, von der Ensaladia und natürlich vom Fleisch. So konnte ich etwas von meinem chilenischen Lebensgefühl vermitteln.

Was kann ich nun zusammenfassend sagen. Auch wenn die erste Woche hier unglaublich was geboten war, strengt mich Deutschland immer noch an. Zum einen ist es das Wetter. Es hat die erste Woche durchgehend geregnet. Das drückt unglaublich auf das Gemüt. Zum anderen sind es die Leute. So wie ich zur Burg im Kostüm ein bisschen später gekommen bin, weil ich noch Arbeiten musste. Da entgegnet mit ein Passant: „Sind ma spät dran, ha? Die anderen spielen schon“. Solche Sachen des Rummnörgelns, blöde Kommentare reißen über andere Leute, obwohl es einen nichts angeht, halte ich im Moment noch gar nicht aus.
Ich werde wohl noch einige Zeit brauchen, bis ich hier wieder gänzlich angekommen bin.
Habe ich mich verändert? Ja, auf jeden Fall und zwar ganz schön.
Werde ich mich hier wieder einleben? Auch hier ein ja, weil es auch hier ein schönes Fleckchen ist
Wie aber schon vermutet steckt eine Menge Chile in mir und das wichtigste ist es, dass davon bloß kein Stück verloren geht.

Danke Chile und wir sehen uns.

Heimreise

1. Abschied und Abflug

Willkommen in Deutschland. Nein noch nicht. Im Moment sitze ich noch in der Abflughalle in Santiago. Der Abschied von der Pato, ihrer Mutter und den Kindern war super traurig, aber irgendwie konnte ich es auch nicht ganz fassen. Es war so unwirklich. Nichts desto trotz sind mir die Tränen runter gelaufen. Wir haben uns sicher 5 Mal umarmt und ewig gewunken. Wie nett, der Grenzbeamte begann dann mit mir zu reden, was ich hier gemacht hätte und ob es mir gefallen hätte. Nachdem er mir meinen Pass zurückgegeben hat, hat er dann gesagt: „Te tengas un muy bien viaje amigo“. Der Grenzbeamte war wie ein Sinnbild für Chile.
Wie gesagt, nun warte ich auf meinen Abflug und schon wieder unterhält mich eine deutsche Reisegruppe . Sie haben keine Ahnung, dass sich Deutscher bin. Als sie mich auf mein heruntergefallenes Ticket aufmerksam machen, antworte ich auf Spanisch, aber es ist wieder mal zu toll zum zuhören, dass ich den Deckmantel nicht fallen lassen will. Sie beschweren sich über alles, was ihnen hier widerfahren ist. Kein einziges Mal hört man, dass etwas toll gewesen ist. Sie beschweren sich, dass ihnen der Hotelmanager ein Restaurant empfohlen hat und bezeichnen das als Schleppermethode, Das nächste mal nur Hotels über 100€ pro Nacht. Es kommen Sätze wie “hier gehen die Uhren anders”. Gut da haben sie zweifelsfrei recht, aber ist das nun nur negativ? Sie meckern, dass der Weg zum Gate so umständlich gebaut ist. Wenn man sucht, findet man scheinbar immer was negatives. Aber es gibt auch eine Abenteuerin in der Gruppe. Sie ist “alleine”  mit dem “öffentlichen” Bus nach Valparaiso gefahren. Das löste Bewunderung aus und auch die Frage, ob die Busse denn hier schlimm gewesen wären? An den Bussen hatte de Frau nichts auszusetzen dafür aber daran, dass die Tickets immer nur exakt für den gebuchten Bus gelten. Steht zwar alles auf dem Tickets, aber gut….
Ich liebe es Mäuschen zu spielen und ich habe es gelitten, nicht Laut loszulachen. Der Chilene würde sagen “me cagué de risa”.

2. Madrid

Nun bin ich in Madrid Barajas angekommen. Der Flug war höchst angenehmem. Der Flieger war zwar richtig voll, aber trotzdem hatte ich das Glück zwei Plätze für mich zu haben. Somit habe ich bequem liegend fast 7 Stunden schlafen können. Super. Die 12 Stunden Flug waren somit schnell vergangen und ich fühl mich eigentlich nun total fit. Gerade angekommen in Madrid erwartete mich die gewohnte Unfreundlichkeit. Unglaublich. Madrid-Bajaras hat  sich nicht verändert. In der Sicherheitskontrolle wird man unfreundlich  und ohne ein Lächeln oder ein nettes Wort abgefertigt. Jetzt kann ich verstehen, dass die Südamerikaner sich in Spanien immer als abschätzig behandelt fühlen. Gefilzt wird man außerdem ziemlich gründlich. Schuhe ausziehen, abtasten und das bei fast jedem. Gut, dass ich keinen Manjar mitgenommen habe. Eine Person in meiner Schlange musste seine Beutel glatt abgeben. Im Terminal dann das gewohnt Bild. Eine Schlange von etwa 20 hilflos wirkenden Leuten am Iberia–Schalter. Da hab ich dieses Mal mit LAN-Chile das große Los gezogen.
Was mir auffällt sind die Preise hier. Das ist ja echt ein totaler Wahnsinn. Hier kostet eine 0,3 Liter Flasche Cola doch glatt 2,85€. Dafür bin ich in Santiago essen gegangen. Ich fürchte mein empfinden für billig und teuer hat sich ein wenig verschoben.

3. Frankfurt

Nach nun der zweiten Etappe sitze ich jetzt schon in Frankfurt. Auf dem Flug hatte ich diesmal Glück und eine nette Spanierin aus Toledo, die ihren Freund in Frankfurt besuchte, saß neben mir. So war der Flug recht kurzweilig. Ist schon witzig, wie anders das spanische Spanisch klingt. Ich musste direkt intensiv zuhören. Des weiteren hat sie sich die Frage gestellt, wo ich denn spanisch gelernt hätte. Ich scheine jetzt wirklich eine üble Mischung aus südamerikanischem und spanischem Spanisch zu haben.
Hier in Frankfurt bin ich zuerst ganz schön umher geirrt, weil ich von Terminal E nach A musste und die Beschilderung nicht ganz klar war. Nach 40 Minuten hatte ich aber dann mein Ticket.
Dank UMTS-Stick kann ich nun diese Zeilen schreiben und mir gleichzeitig die Zeit für meinen letzten Flug vertreiben. Zudem höre ich übers Internet einen chilenischen Radiosender. Es ist hier am Flughafen einfach unglaublich ruhig.In 4 Stunden bin ich dann wieder zu Hause.

4. Ankunft

Obwohl der letzte Flug von Frankfurt nach München nur 50 Minuten ist, strengt er doch an. Da ich viel zu viel Pisco dabei habe, gehe ich beim Zoll das erste mal durch den roten Kanal.
Der Zollbeamte fragt mich: „Wie lange waren sie denn in Chile?“
Ich: „Fast 3 Monate“
Zollbeamte: „Aha, und waren sie auch in anderen Ländern?“
Ich: „Ja, in Argentinien zum Rindfleisch essen“
Zollbeamter: „Wie viel haben sie denn dabei?“
Ich: „2.5 Liter Pisco und 4 Grillsaucen“
Zollbeamter: „Da fang ma jetzt ned an. Passt scho, gehens durch“

Wow, mal eine coole Sache, ich hätte ned damit gerechnet.
Als ich dann raus kam, standen 5 meiner Freunde wartend auf mich am Ausgang. Cool. Was für ein Empfang. Meine Eltern waren noch nicht da, weil sie sich im Regen verfahren hatten. Eine halbe Stunde später traf meine Mutter dann auch ein. Mein Vater verfuhr sich währenddessen weiter , womit wir dann schlussendlich mit dem Matthias zu mir heimgefahren sind. Meinen Vater haben wir angerufen (die Nummer vom Handy hatte ich noch auf einer Rechung in meinem Notebook. Mein Handy war ja schon weg).
Zu Hause habe ich nur die Koffer in die Türe gestellt und bin dann direkt mit meinen Freunden noch ins Cantina gefahren, einer mexikanischen Bar gefahren. Wie passend. Irgendwie war es gar ned Südamerikanisch. Zumindest das Weißbier war super und der Mojito auch.
Aber trotzdem fühle ich mich seit der Ankunft in Frankfurt einfach noch nicht zu Hause. Es war wirklich super meine Freunde zu sehen, aber so ganz begriffen habe ich es wohl noch nicht. Es wirkt alles auf mich furchtbar fremd.
Jetzt im Bett sitzend habe ich noch 20 Minuten mit der Pato in Chile telefoniert, um ihr bescheid zu geben, dass ich gut angekommen bin. Das tat jetzt richtig gut mit ihr, wie die letzten 3 Monate einfach auf Spanisch zu plaudern. Das nächste Mal telefonieren wir gemeinsam und trinken dabei eine Piscola zusammen. Wir überwinden diese 13000km.

Gute Nacht

¡¡Que te vaya muy bien, Chile!!

Nun ist der Tag gekommen an dem ich nach knapp 3 Monaten dieses wunderschöne Land verlassen muss. In wenigen Stunden muss ich zum Flughafen fahren.
Es ist Zeit ein Resumé zu ziehen. Ich kam hier mit dem Ziel her, neue Erfahrungen zu machen, ein fremdes Land intensiv kennen zu lernen, aber vor allem war es auch ein Sprung ins kalte Wasser und ein Selbstversuch, ob ich es schaffe diese Zeit so weit weg zu meistern. Alle diese Erwartungen haben sich erfüllt. Ich bin in dieses Land eingetaucht und mir ist es unglaublich ans Herz gewachsen. Ich glaube in mir steckt jetzt ein ganzes Stück Chile, was heißen will, dass ich mich schon etwas verändert habe. Ob zum Positiven oder zum Negativen, das wird sich dann erst in Deutschland herausstellen.

Was gibt es nun über dieses dünne Land am Ende der Welt zu sagen, das so lang ist, dass wenn man den Nordzipfel von Chile an die Grenze Deutschland-Dänemark legen würde, die Südspitze von Chile mit Feuerland mitten in der Sahara im Niger liegen würde. Und Punta Arena kurz vor Feuerland ist eigentlich erst die Hälfte von Chile, wenn man den Anteil an der Antarktis bis zum Südpol auch noch mitrechnet. Es klar, dass so ein Land vielseitiger nicht sein kann. Dies beschreibt auch folgendes Sprichwort:

Cuando dios creó el mundo, le sobraba un poco de todo – montañas, desiertos, lagos, glaciares, bosques, playas – y lo puso todo en su bolsillo. Pero en este bolsillo había un hoyo, y mientras dios estaba caminando por el cielo, caía todo y la huella que así quedó en la tierra, era Chile.

Als Gott die Welt erschuf, hatte er von allem ein bisschen übrig – Berge, Wüsten, Seen, Gletscher , Wälder, Strände – und er steckte alles in seine Tasche. Doch die Tasche hatte ein Loch, und während Gott durch den Himmel wanderte, rieselte alles heraus, und die Spur, die so auf Erde blieb, war Chile.

Ich hatte in meiner Zeit hier das Glück, all das mit meinen eigenen Augen sehen und erleben zu können. Von den Pinguinen ganz im Süden über die Atacama-Wüste bis hin zu Bergen, wie es sie in Europa nicht gibt. In meiner Zeit hier habe ich über 3000km mit Bus und über 8000km mit dem Flugzeug zurückgelegt. Da ist die An- und Abreise von je knapp 13000km noch gar nicht mit drinnen.
Durch seine Vielfalt begeistert Chile schon alleine jeden Touristen und ich habe niemanden kennengelernt, der von Chile enttäuscht war.

Da ich hier ein bisschen mehr war als nur ein Tourist konnte ich jedoch viel mehr von diesem Land entdecken. Ich konnte mir hier die Arbeitswelt ansehen und war froh mal über den Tellerrand sehen zu können und zu sehen, wie andere Firmen arbeiten. Auch in meiner Arbeit wurde ich auf unglaublich freundliche Art aufgenommen. Als man mir dann zum Schluss noch das Jobangebot gemacht hat, wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Das Praktikum war auf jeden Fall der Mühe wert und man bekommt gleich ein ganz anderen Eindruck als wie wenn man nur als Tourist hier ist.
Besonders interessant war es den Alltag hier zu sehen. Sprich es kehrt eine gewisse Routine ein und man erlebt das Land wesentlich intensiver und lebt auch mehr mit den Leuten. Hier hatte ich auch ein ganz besonderes Glück mit meiner Gastfamilie und ich erinnere mich gerne an die vielen Abende, wo wir einfach am Tisch zum ratschen zusammengesessen sind.
Selbst Santiago hat mich begeistert. Santiago spaltet normalerweise die Leute. Die meisten finden es laut und hässlich, mich hat die Stadt fasziniert und ich kann sagen, dass ich jetzt in Santiago eigentlich mehr zu Hause bin, als ich München. Alles ist super vertraut und ich hab das Leben in Santiago wirklich genossen.
Das wohl Beeindruckendste an Chile sind die Chilenen selbst. So viel Freundlichkeit, Gastfreundschaft und Offenheit ist mir bislang noch nicht begegnet. Die Freundlichkeit ist nicht aufgesetzt, sondern kommt von Herzen. Es herrscht hier noch nicht diese Ellbogengesellschaft, wie wir sie in Deutschland haben. Das sieht man auch auf der Straße, wo jeder auch morgens ein leichtes Lächeln im Gesicht zeigt. Vor allem die Menschen hier haben es mir unglaublich leicht gemacht. Man fühlt sich hier nie wirklich fremd und auch nie alleine oder alleine gelassen.
Ein großer Vorteil war es auch, dass ich hier schon Freunde hatte, die mich in einer unbeschreiblichen Weise aufgenommen haben. Ich werde sie in Deutschland unglaublich vermissen und weiß nicht so recht, wie ich diese Freundschaft über eine so große Distanz aufrecht erhalten kann. Es wird nicht einfach. Wir haben zusammen so viele unvergessliche Abende wir miteinander verbracht haben. Unvergesslich bleibt vor allem der Abend nach dem Erdbeben, als wir hier auf der Terrasse in Chicureo ohne Strom bei Kerzenlicht gegrillt haben. Es war eine ganz besondere Atmosphäre, die man in Worten schlecht beschreiben kann. Gemeinsam mit Freunden nach so einem Ereignis zusammensitzen zu können, lachen zu können und froh zu sein, dass niemandem etwas passiert ist. Gleichzeitig saß aber auch der Schock tief, wenn man sieht und hört, was anderen Menschen in Chile widerfahren ist.
Das Erdbeben ist mit Sicherheit auch eine ganz besondere Erfahrung. War es eine schlechte Erfahrung? Ich würde sagen, nein. Ich wünsche es wirklich niemandem, dass es einen so erwischt wie mich, aber man zieht aus so einem Ereignis auch positive Erfahrungen. Man fängt danach auf jeden Fall zu denken an, was wichtig ist und worauf es ankommt. Ich glaube, dass man nach so einem Erlebnis das Leben und jeden Tag, den man mit netten Leuten teilt wieder mehr schätzen lernt. Das klingt jetzt alles sehr sentimental, ist aber wahr und wirklich etwas Positives. Einer kleinen Knacks bleibt mir aber schon. Immer wenn ich ein Zimmer betrete, schweift zuerst der Blick über das Zimmer. Wo sind Fluchtwege? Gibt es sichere Ecken? Gibt es stabile Möbel? Es wird quasi ein unterbewusster Notfallplan ausgearbeitet.
Bei dem Erdbeben habe ich aber vor allem auch die Chilenen besser kennen gelernt. Es ist ein unglaublich starkes Volk. Nach dem Beben hingen überall Plakate „Chile se levanta“, die Autos hatten Aufkleber „Vamos Chile“ oder „Fuerza Chile“. Hier gibt niemand auf und irgendwie halten alle zusammen. Auch ich hatte als unbeschadeter Überlebender das Bedürfnis hier mitzuhelfen. Es war für mich nicht vereinbar, hier aus Ausländer eine geniale Zeit zu verbringen, Urlaub zu machen und gleichzeitig liegt ein Teil des Landes, in dem ich Gast bin, am Boden. Ich hab somit den ganzen Verdienst eines Praktikums für das Erdbeben gespendet und es tat wirklich gut auch helfen zu können.

Was bleibt nun wirklich hängen. Als ich hier ankam, wusste ich nicht, ob ich es bis zum Schluss durchstehen werde. Ich war am Landanflug ziemlich aufgeregt beim Blick aus dem Fenster. „Chile, so sieht es nun also aus! Das ist also das Land in dem ich die nächsten 11 Wochen leben werde“. Tief durchatmen.
Als ich dann abgeholt wurde, war die Aufregung verflogen und ich hab mich sofort wohl gefühlt. In meinem Blog habe ich kurz nach meiner Ankunft geschrieben, dass alles hier sehr vertraut wirkt und ich mich nicht als Fremder fühle. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Es bleiben ein paar Fragen:

  • Werde ich zurückkehren? -> Auf jeden Fall, und Südamerika ist zudem groß. Zudem haben mir alle Leute prophezeit, dass es nicht all zu lange Zeit dauern wird, bis ich nach Chile zurückkehren werde
  • Könnte ich es mir vorstellen hier eine Zeit zu leben? -> Auch das. Wenn sich die Gelegenheit ergeben würde, würde ich keinen Moment zögern
  • Würde ich für immer hier her gegen? -> Das kann ich nicht sagen. Ich denke, dafür bin ich einfach zu feige und auch zu sehr mit Leib und Seele Bayer. Ich würde auf Dauer zu viel vermissen

Ich habe meine Entscheidung hierher zu kommen auf jeden Fall keinen einzigen Tag bereut.

Vielen Dank Chile für die wohl schönste und beeidruckendste Zeit meines Lebens. Ich habe mich in dich, in die Lebensweise und auch in die Menschen hier verliebt. Einen Teil von dir nehme ich jetzt in meinem Koffer und in mir mit nach Deutschland und hoffe, dass ich noch lange von dir zehren kann.
Gestern Abend habe ich mich schon von Diego, dem Mann von der Pato verabschiedet. Es war ein ganz komisches Gefühl.

Mir graut vor dem Abschied am Flughafen. Es wird bestimmt super traurig. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch meine Eltern, meine Freunde und meine gewohnte Umgebung in Bayern wieder zu sehen.
Die nächste Nachricht gibt es dann schon aus Deutschland.

Chile, otra vez muchas gracias. Te echaré muchismo de menos y nunca te olivadré.

Un abrazote muy fuerte

Die letzten entspannten Tage

Die letzten Tage waren noch sehr entspannt im Haus von der Pato. Ich hab mich von der Reise erholt und konnte noch ein wenig die Seele baumeln lassen.
Am gestern Nachmittag hat es mich doch glatt noch mal nach Santiago verschlagen. Die Mutter von der Pato musste zum Doktor und da hat sie mich einfach mit in die Stadt genommen und ich konnte mir dort noch mal für 3 Stunden die Zeit vertreiben. So habe ich es auch noch geschafft mir das Barrio Brasil anzuschauen von dem einige Leute immer recht begeistert waren. Es gab zwar ein paar nette Bars aber umgehauen hat es mich jetzt nicht. Dieses Viertel ist um einiges interessanter, wenn man Auto-Ersatzteile sucht. Ein Laden nach dem anderen. Einer für Bremsen, ein anderer für Kupplungen, noch ein anderer für Spiegel oder Kraftstoffpumpen.
Danach ging es noch mal direkt ins Zentrum zur Plaza de Armas. Dann wurde ich auch schon wieder in Escuela Militar abgeholt.
Am Abend kamen dann die Freunde und Bekannten zum Asado. Zum draußen sitzen war es schon viel zu kalt, somit wurde draußen gegrillt und drinnen gegessen. Neben Würsteln gab es ein ganzen Rinderfilet. Es war ein absoluter Traum. Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man die Leute dann beim Abschied das letzte Mal sieht. Ich habe an den Wochenende doch viel Zeit mit denen verbracht, war eingeladen bei Geburtstagsfeiern, Asados. Ich musste Versprechen, auf jeden Fall wiederzukommen. Mit der Pato bin ich dann noch bis 3 Uhr morgens versumpft und hab auch etwas zu viel Wein erwischt, womit der heutige Tag gar nicht so gut begann.

Wie oft werde ich mich von Santiago noch verabschieden?

Gestern ging es also mit dem Bus von Vicuña im Valle d´Elqui direkt nach Santiago. Der Bus fuhr um 11 Uhr los. Die Fahrt wollte kein Ende nehmen, Ich hab die Kilometeranzeigen gelesen. Noch 450km, noch 400, noch 300, noch 83, noch 82, noch 81. Zudem hatte ich wieder mal Pech mit dem meinem Sitznachbarn. Es war ein etwa 80jähriger Mann, der anfangs versucht hat mit mir zu kommunizieren. Aber ich hab ihn wirklich nicht verstanden. Warum konnte ich nicht einmal das Glück haben, dass sich eine hübsche Chilenin neben mich setzt? Jedenfalls kam ich dann endlich um 19 Uhr in Santiago an. Zuerst bin ich dann mal zur Atencion a cliente von Turbus gelaufen, um mich nach meinem Handy zu erkundigen. Wie ich schon vermutet habe, wurde nichts gefunden oder abgegeben. Zumindest haben die die Daten meines Handys nun aufgenommen, und wenn etwas reinkommen sollte, dann rufen sie mich an, bzw. ich soll mich in 10 Tagen noch mal melden. Das Telefon kann ich also abschreiben.
Anschließend bin ich direkt in meine alte Wohnung gefahren. Die haben mich dort doch glatt noch eine Nacht aufgenommen. Ich hab das ja schon 2 Tage vorher aus Pisco d´Elqui geklärt. Somit konnte ich noch einmal mit dem Brasilianer Ivan um die Häuser ziehen. Zuerst waren wir in Manuel Montt was essen und danach sind wir noch in den Patio Bellavista gefahren, um zum Schluss noch in der Unterkunft von Ivan ein Bierchen zu trinke. Es war auf jeden Fall ein super netter Abschieds-Abend in Santiago. Wie viele letzte Abende werde ich wohl in dieser Stadt verbringen? Insgesamt waren es nun 3 letzte Abende. Irgendwie ergab sich immer noch eine Gelegenheit.
Heute morgen habe ich dann meine Sahen zusammengepackt, war noch mit dem Vater der Familie frühstücken und dann die Pato hat mich gegen Mittag in Escuela Militar abgeholt. Somit schließt sich nun die Runde meines Chile-Aufenthalts. Mit 3 Nächten im Haus der Pato hat alles begonnen und so endet es nun auch. Am Dienstag machen sie für mich noch ein Abschieds-Asado, zu dem dann wahrscheinlich 15 Leute kommen. Ich freue mich riesig.

Nichts für Wanderer – Sternegucken

In diesem wunderbaren Valle d`Elqui wollte ich nach einem ausgiebigen Frühstück ein bisschen durch die Weinberge talaufwärts wandern, aber leider war das nicht möglich. Nur an der Strasse. Sonst war alles perfekt abgesperrt. Das kenne ich ja schon aus dem Cajón de Maipo bei Santiago. Für Wanderer ist kein Platz oder kein Verständnis. Es gibt hier im wahrscheinlich eine größere Variation an Formulierungen, dass man etwas nicht betreten darf, als es wirklich Wege gibt. „Recinto privado“, „no entrar“, „no acceso“, „acceso prohibido“…. .
Dabei wäre es das perfekte Tal zum Wandern. Ein Flusslauf, Weinberge, alles erinnert ein bisschen an Südtirol. Es wäre doch eine super Sache einfach einen Weg durch die Weinberge zu öffnen, da dann kleine „Buschenschenken“ aufzumachen. Dagegen kleben die Restaurants am Hang an der Strasse und haben teilweise nicht mal eine Terrasse.
Wie schon in Maipo kann man Tours mit dem Pferd und einem Guide , Wandertours mit Guide und Tours in einem Bus mit Guide buchen. Irgendwie nervt das. Außerdem versteh ich die Chilenen hier nicht. Nicht die chilenischen Gastgeber und auch nicht die chilenischen Gäste. Mit dem zu Fuß gehen haben sie es so gar ned. Auch als wir in San Pedro die Tours gemacht haben, verstanden die unter „Wanderung“ 800m auf einem Weg 100m von der Strasse weg herlaufen.
Nach 2 genervten Stunden und mehrfachem Umdrehen an irgendwelchen Gattern, Gittern und Verbotsschildern, habe ich den Plan B ausgepackt. Einfach in die Sonne an den Pool vom Hostal legen.
Danach ging es mit dem Bus talauswärts nach Vicuña. Einen recht netten Städtchen mit vielen Häusern aus der Kolonialzeit. Auch das Hostal ist in einem solchen Haus, mit hohen Decken und einem großen, spanisch wirkenden Patio.
Als ich dann durch den Ort laufe treffe ich auf einen Umzug von Kindern die alle wie im Fasching verkleidet sind. Es sieht wirklich  ein bisschen aus, wie ein Mini-Faschingszug in Köln, auch mit geschmückten Wagen. Dazu wird gehupt und zwei brasilianische Samba-Trommel-Gruppe machen Stimmung. Ich hab bis heute keine Ahnung, was es damit auf sich hat.

Am Abend ging es dann in die Sternwarte Mamalluca. Hier im Valle d’Elqui ist es an mehr als 320 Tagen im Jahr wolkenlos und der Himmel ist besonders klar. Somit gibt es hier sehr viele Observatorien auf den Hügel. Auf dem Hügel war der Anblick der Sterne schon so gewaltig. Dann gab es einen Vortrag über die Sternbilder und den Kosmos im allgemeinen,. bevor es dann an die Teleskope ging. An einem kleinen Teleskop konnte man zuerst einzelne Stern-Nebel beobachten. Wahnsinn, was man da sieht. Mit bloßen Auge ist an der Stelle nichts zu sehen, durch das Teleskop sind dann da 1000de von Sternen. Der Höhepunkt war dann der Blick durch das große Teleskop. Man konnte Jupiter ganz klar mit seinen Ringen und seinen Monden sehen. Es war wie auf einem Foto. Zum Abschluss haben wir dann noch den Mond mit seinen Kratern beobachtet. Ich weiß, dass nach dieser Nacht jeder Sternenhimmel zu Hause enttäuschend sein wird.
Nach einer guten Nacht, sitze ich nun im Internet-Cafe und schreibe diese Zeilen. In 30 Minuten geht der 8 Stunden Bus nach Santiago. Dort treffe ich mich heute Abend ein letztes Mal zum Weggehen mit meinem brasilianischen Kumpel. Morgen Mittag geht es dann zur Pato.

Gruss aus Deutschland

Da mein Bus ja erst heute Nachmittag um 16:45 Uhr geht, ich das Zimmer aber schon um 11 Uhr räumen musste, habe ich heute noch genug Zeit für einen gemütlichen Tag. Also erstmal frühstücken gehen. Auf dem wunderschönen Hauptplatz von San Pedro mit seiner kleinen weißen Kirche gibt es ein schönes Cafe mit Sonnenschirmen draußen und echten Kaffee aus einer Kaffeemaschine. Also nicht diesem Nescafe-Instant-Zeug, was man normalerweise hier bekommt. Sprich der ideale Platz für ein Frühstück.
Ich bemerkte, dass zwei Tische weiter ein deutsches Ehepaar saß. Natürlich hab ich mich nicht zu erkennen gegeben. Sie haben dann einen Kaffee bestellt und haben wie ich auf den Kaffee gewartet. Ich hatte meinen Reiseführer dabei, habe darin geblättert und Pläne für das Valle d’Elqui geschmiedet, die Sonne hat geschienen, es war angenehm warm und man konnten den Leuten beim Vorbeigehen zusehen. Traumhaft, einen besseren und angenehmeren Platz gab es wohl nicht.
Nicht so bei dem deutschen Ehepaar, das den Kaffee mittlerweile schon hatte, jetzt jedoch über den langsamen Service der Bedienung diskutierte. Plötzlich gesellten sich noch 6 weitere Deutsche aus dem Ruhrpott an diesen Tisch und wurden sogleich über den miesen Service aufgeklärt.  Es war genauso laut, als wie wenn Chilenen gekommen wären, jedoch wurde diese Lautstärke ausschließlich durch Hektik hervorgerufen. Nach dem diese neuen Leute 5 Minuten auf die Bedienung gewartet haben, die gerade mit meinem Frühstückeiern beschäftigt war, haben sie in das Kaffee geschaut, wo die Bedienung steckt, und dann gemeinsam am Tisch gemeckert. „Die Frau ist ja total überfordert! Was die hier unter Service verstehen?“ Nach weiteren 2 Minute sind sie dann gegangen, um nach 10 Minuten zurückzukehren um sich nach der Wartezeit bei den dagebliebenen zu erkundigen. Es folgte Kopfschütteln.
Das einzige, was mich gestört hat, war die Hektik, die die verbreitet haben. Sonst habe ich mich köstlich amüsiert und geschmunzelt. Warum muss man immer meckern? Was sprich dagegen sich auf den Platz zu setzen, mit den anderen Leute zu reden, die Sonne zu genießen? Was machen die sich so einen Stress im Urlaub?
Irgendwie fühlte ich mich in diesem Moment unglaublich wenig deutsch. Da macht man sich ja direkt Sorgen, wenn man in gut einer Woche wieder mit solchen Menschen zusammenleben zu müssen.

Gott, warum hast du den Deutschen nicht mehr von der chilenischen Lebensfreunde und Gelassenheit gegeben?
Auf jeden Fall wünsche ich dieser Reisegruppe noch recht viel Spaß und Südamerika. Die kommen wahrscheinlich mit einem etwas anderen Bild von Chile zurück als ich. Jeder hat es selbst in der Hand.

Abschied von Santiago

Man glaubt es kaum, aber schon sind die 7 Wochen in Santiago fast rumm. Mir bleibt nur noch ein Tag hier. Am Samstag früh ziehe ich aus meinem Zimmer aus und werde dann noch eine Nacht am Land bleiben, bevor es dann am Sonntag in den Norden geht.

Viele Leute sagen, dass Santiago hässlich und laut ist, und dass es sich nicht lohnt, dass man hier mehrere Tage bleibt. Es ist zwar wirklich relativ laut und der Verkehr hier ist wirklich übel, aber alles in allem ist mir diese Stadt in meiner Zeit hier doch ans Herz gewachsen. Die Stadt hat so viele Facetten. Auf der seinen Seite Viertel mit modernen Bürogebäuden, die an New York erinnern, auf der anderen Seite kann man auf den Markt nach Recoleta gehen und man sieht ein ganz anderes Bild.

Diese Woche war es fast noch stressig, weil die Server noch fertig migriert werden mussten. Morgen Mittag geht es dann noch mit dem Chef und meinem, sagen wir Betreuer, zum Abschiedmittagsessen.
Es ist schier unglaublich, aber der Chef hier hat sich doch glatt bei mir erkundigt, ob ich mir vorstellen könne, in der Firma dauerhaft zu arbeiten. Ich hab es erst gar nicht verstanden, was er eigentlich fragen wollte. Durch meine Reaktion des Unverständnisses kam aber glaub ich durch, dass ich erstmal nach Deutschland zurückfahren werden (@Peter: Keine Angst ich komm schon wieder).
Nach der Arbeit bin ich dann noch in die Organisation, um mich auch da für alles zu bedanken. War ja wirklich alles super, auch dass das mit dem Umzug geklappt hat. Als ich dort auch von dem Jobangebot erzählt habe, haben die mir auch gesagt, dass ich nicht der erste wäre, der hängenbleiben würde. Was glauben die alle von mir? Was hab ich hier bei den Leuten wohl für einen Eindruck gemacht?
So toll das Angebot aber auch wäre, für so was bin ich auch einfach zu feige und vor allem hat man schließlich ja auch Freunde, Familie, die es auch auf jeden Fall wert sind, zurückzufahren. Auch würde mir der kleine, aber ständig präsente, Chaosfaktor wahrschleinlich schwer zu schaffen machen.
Kurzzeitig von Deutschland hier ins kalte Wasser springen war kein Problem, einen Sprung für immer kann ich mir nicht vorstellen. Auf jeden Fall haben sie mir prophezeit, dass ich nicht das letzte Mal in Chile war. Damit könnten sie wohl recht haben.

Nun geht es noch mit dem Amerikaner, der im selben Haus unten wohnt ein Abschiedbierchen trinken.

Morgen veranstaltet, dann die Gastfamilie ein Abschiedsessen für mich, bevor es dann am Samstag zur Pato und am Sonntagabend nach Arica geht.

Es ist Zeit hier in Santiago auf Wiedersehen zu sagen:

Es werden mir die grünen , lauten Busse fehlen, die schwarzen alten Nissan Taxis, die einen für wenig Geld überall hinbringen, mir werden die Leute auf dem Weg morgens zur Arbeit fehlen, denen nicht  der Frust im Gesicht steht. Es wird mir fehlen, dass man hier einfach deutlicher planloser in den Tag leben kann und am Ende sich die Probleme doch lösen, die Verabredung doch klappt. Auch weiß ich nicht, was ich in Deutschland ohne einen Castaño mit seinem leckeren, mit Manjar gefüllten Gebäck machen soll. Ebenso, dass man in der Mittagspause immer essen gehen kann, dabei draußen sitzen kann und anschließend noch ein Weilchen am Mapocho mit Blick auf die Anden in der Sonne dösen kann.
Mögen die Leute über Santiago sagen was sie sollen, ich hab mich sau wohl gefühlt.

Danke Santiago, lebe wohl und bis bald.

Es sind die kleinen Dinge

Wie man aus meinem Blog sicher herauslesen kann, fühle ich mich hier pudelwohl. Dennoch begegnen einem ab und an Situationen, in denen man dann doch an Deutschland zurückdenkt. Ich Liste hier mal ein bisschen was auf:

  • Warum gibt es keine Duschen die die Temperatur halten können? Zur Strafe,weil ich mich innerlich immer über die Duschen geärgert habe, wenn ich erfroren bin oder mich verbrannt habe, gibt es bei mir in der Wohnung nun seit 5 Tagen nur noch kaltes Wasser. Brrrr
  • Als Informatiker hat man es in Chile schwer. In den Online-Shops bekommt man fast nichts. Ich musste RAID-Controller heraussuchen. Hier in Chile hat man bestenfalls die Auswahl aus 5 Controllern. Hab im Vergleich in Deutschland geschaut, da waren es 140 Typen. Wie kann eine IT-Firma hier existieren?
  • Nach etwa 4 Wochen bekam ich wirklich Probleme mit dem Weißbrot. Ich konnte es nicht mehr sehen. Vor allem, weil es weitaus weniger gut schmeckt als das Weißbrot bei uns zu Hause. Aber hier in Chile gibt es eine Lösung. Die Bäckerei Fuchs, Nachfahren deutscher Einwanderer, machen ein wirklich gutes Vollkornbrot. Nur ist die Kruste war etwas weich und erinnert an Toast. Wie man eine Kruste bekommt, ging wohl über die Generationen verloren.
  • Hier in der Arbeit kommt es immer wieder zu Verzögerungen. Vor zwei Wochen habe ich neue Server herausgesucht, die ich aufsetzen soll. Bis heute ging die Bestellung nicht raus. Wenn das so weiter geht, sehe ich die Server nicht mal mehr.
    Ebenso hat ein Provider am Freitag etwas an einem Router umgestellt, womit auf einen Server dann nicht mehr zugegriffen werden konnte. Es wird telefoniert, eine eMail geschrieben und auf die Antwort wartet man Stunden, bis es wieder klappt gar 2 Tage. Da können wir uns mit IP-Exchange und sogar Mnet glücklich schätzen.
  • Ich bin froh, wenn der Boden nicht mehr wackelt. Temblores hat es immer mal wieder. So auch in der Nacht von Sonntag auf Montag um 4 Uhr morgens. Da fing es an zu zittern. Aufstehen, ja oder nein? 10 Sekunden warten, ob es aufhört. Es hört nicht auf, könnte also wieder was größeres sein! Also aufstehen, Schuhe anziehen und die Treppe runter. Soweit kam es aber nicht, weil als ich die Schuhe an hatte, hat es wieder aufgehört. Temblores wie diese, so um die Stärke 4 oder 4.5 bringen einen zwar nicht mehr aus der Ruhe, das hat man nun schon irgendwie im Blut, aber auf die Nerven geht es einem doch, wenn man wieder Nachts geweckt wird.
    (für den, den es  interessiert: http://www.sismologia.cl; da steht auch in den Details, wie stark nach Mercalli es in Santiago zu spüren war, wenn es zu spüren war)
  • Ruhe beim Schlafen. Jetzt habe ich das Glück ohnehin in einer Seitenstraße zu wohnen. Dennoch ist es so, dass man wegen des Straßenlärms nachts bei offenem Fenster nicht schlafen kann. Bei tagsüber 30 Grad heizt sich das Zimmer ziemlich auf, so dass man dann die Wahl hat zwischen Lärm bei offenem Fenster und Hitze bei geschlossenem Fenster. Hab versucht die Lüft-Tatik zu verändern, aber ein befriedigendes Ergebnis konnte noch nicht erzielt werden.
  • Nach der Arbeit mit der Metro heimfahren ist wirklich extrem. Wahnsinnig voll, stickige Luft und heiß. Der Bus ist normalerweise besser. Ab 30 Grad draußen wird aber auch der Bus schwer erträglich, denn der Bus ist nicht klimatisiert und ebenso ziemlich voll. Eine Dusche (mit kaltem Wasser, weil warmes gibt´s ja im Moment nicht) danach ist wirklich angebracht. Da freu ich mich schon ein bisschen auf mein Auto.
  • Warum kann man eine Klimaanlage nicht vernünftig einstellen. Wenn ich morgens in die Arbeit komme, dann ist es da schön warm. Also Pulli ausziehen. Dann wird die Klimaanlage eingeschaltet und es bläst ein eisiger Wind durchs Büro. Zusätzliche Ventilatoren tun ein übriges, um die Sache noch anspruchvoller für den gesunden Körper zu machen. Also Pulli wieder anziehen. Dann Pulli ausziehen und in die Mittagspause. Draußen hat es angenehme 30 Grad. Man kommt leicht ins Schwitzen. Nach der Pause geht es wieder zurück ins Büro in den arktischen Sturm.
    Kein Wunder, dass ich mir am letzten Wochenende dann eine fetzen Erkältung eingefangen hab. Bin mit Halsweh rummgelaufen und die Nase ist auch ganz schön gelaufen. Ich glaub, ich war knapp drann, dass ich flachgelegen wäre.
  • Zu Hause kommt man auch ohne Personalausweisnummer durchs Leben. „Y su R.U.T por favor?“, „Introduzca su R.U.T“. Ohne diese R.U.T.-Nummer, die man als Tourist hier nicht hat, wird alles recht schwierig, wenn man doch kein chilenisches Konto oder eine chilenische Kreditkarte (für beides ist natürlich eine R.U.T obligatorisch)  hat, wird es oft schwierig. Da bin ich froh, wenn ich in Deutschland alles wieder online regeln kann.
  • Chile scheint das Land mit dem weltschlechtesten Kaffee zu sein. Dabei wäre doch z.B. Kolumbien auf dem selben Sub-Kontinent. Wenn man hier Kaffee macht, dann ist das Nescafe-Instant-Kaffee. Es gibt zwar vereinzelt Kaffee-Häuser, wo es auch besseren Kaffee geben soll, aber in der Regel bekommt man dieses Nescafe-Zeug. Und ich meine nicht Nespesso oder so. Hier freue ich mich auf den Kaffee aus der Jura-Maschine in der Arbeit.
  • Auch wenn ich mich irgendwie überall mit Spanisch durchschlagen kann, es mich auch nicht mehr anstrengt einfach mal ein paar Stunden auf Spanisch zu ratschen und ich diese Sprache immer noch wahnsinnig schön finde, kommt manchmal doch das Verlangen auf einfach Bayerisch reden zu können. Ein Polt-Video im Internet hilft einem da aber ganz schnell weiter.
    Und es bleibt das Problem mit ein bis zwei Arbeitskollegen, bei denen ich von 10 Wörtern effektiv 2 verstehe. Ich dachte, dass sich das mit der Zeit gibt, aber es hat sich nicht gegeben. Quote ist immer noch 10:2, sprich eine Kommunikation ist nicht machbar. Ist aber auch nicht die feine Art. Wenn ich schon weiß, dass da ein Ausländer da ist, der sich quält und sich Mühe gibt die Landessprache zu sprechen, dann kann ich einem doch ein wenig entgegenkommen. Wir Bayern reißen und ja auch zusammen, wenn ein Ausländer oder Norddeutscher kommt. Ist irgendwie eine Sache des Anstandes. Aber dann sag ich mir halt auch als Trotz, na gut dann halt nicht. „Ich Deutsch – nix verstehen.
  • Auch mit einem großen Geldschein keine Probleme zu haben. Ich weiß nicht warum, aber die Chilenen haben mit großen Geldscheinen Probleme. Der größte Geldschein ist 20000 $ also etwa 26 €. Diese Scheine wird man wirklich nur los, wenn man in einem Supermarkt groß einkaufen geht. In einem Lokal, in dem man für 3000 $ gegessen hat, macht man sich sehr unbeliebt und verursacht ein riesen Durcheinander, wenn man mit einem 20000er Schein zahlt. Genauso, wenn man in der Bäckerei etwas für 600 $ (ca. 1€) kauft und versucht mit einem 10000 $ (13 €) Schein zu gezahlen. Der Bankautomat hat mir einmal 5 20000 $ Scheine gegeben. Bis ich die los hatte….. (nicht wundern. $ ist hier die ofizielle Abkürzung für den chilenischen Peso)

So jetzt aber genug genörgelt. Aber es hilft, dass man einsieht, dass daheim auch seine Vorzüge hat. Auch wenn ich im Moment noch nicht wirklich ans Heimfahren denken mag.

Ein geruhsames Wochenende

Nachdem ich vor zwei Wochen in Argentinien war, letztes Wochenende am Samstag quer durch Santiago gelaufen bin und am Sonntag dann auch noch den Ausflug nach Valparaiso gemacht habe, war es endlich wieder mal Zeit für ein ruhiges Wochenende.

Somit hat mich die Familie von der Pato am Freitag so gegen 9 Uhr abends abgeholt und wir sind zu ihnen aufs Land gefahren. Dort sind wir dann ganz gemütlich zusammengesessen haben Schinken direkt vom Bein heruntergeschnitten, dazu ein paar Kleinigkeiten gegessen und haben uns total verratscht. Es war dann doch 4 Uhr bis wir ins Bett gekommen sind.

Am nächsten Morgen kamen dann noch zwei Deutsche aus Freising zum Übernachten. Die beiden machen zwei Wochen Urlaub und wollen ein bisschen durch Chile reisen. Somit sind wir dann erstmal auf der Terrasse zusammen gesessen und dann Empanadas und Ensaladia Chilena  gegessen. Später musste die Familie von der Pato dann zu einer Taufe. Da die beiden neuen Freisinger Santiago noch nicht kannten, sind wir dann mit der Metro ins Zentrum gefahren und ich hab Stadtführer gespielt. Ich kannte die ganzen Sachen ja schon. Ich glaube es war ein bisschen viel für die. Aber man kann sagen, dass sie in knapp 4 Stunden alles gesehen haben.
Am Abend waren wir alle Hunde müde. Die beiden Freisinger von der langen Anreise und wir von der langen Nacht zuvor.

Am Sonntag war dann erstmal Frühstücken angesagt. Das ging dann mehr oder weniger fließend in ein nachmittägliches Asado über zu dem ca. 15 Leute und Kinder gekommen sind. Zudem kamen einige der Gäste in den Genuss von Huber Weiße und Tegernseer Bier, dass die beiden Deutschen mitgebracht haben (zum Glück findet die Zoll- und Gepäckkontrolle am Flughafen wegen des Erdbebens noch in Zelten statt, sonst hätten die das wahrscheinlich nicht durch bekommen). Es gab ca. 4 Kilo Rindfleisch, Würstel, Salat und, und , und… . Ich war unglaublich satt.

Gegen 18 Uhr bin ich dann zurück nach Santiago und habe mich mit dem Sergio aus Landshut und seinem Bruder im Patio Bellavista getroffen. Die beiden machen einen Rundreise durch Südamerika und hatte zwei Nächte in Santiago. So haben wir uns da getroffen und etwas getrunken. Danach sind wir erstmal zu denen ins Hotel, um danach was essen zu gehen. Dummerweise war gestern Sonntag und da hat fast alles zu. Sie haben mich gefragt, ob ich Lokale zu empfehlen hatte. Ich wusste schon ein paar, wo man gut essen kann. Also sind für mit der Metro nach Bellas Artes gefahren. Das Lokal „Casa Naranja“ war zu. Also wieder in die Metro und nach Puente Cal y Canto gefahren. „La Piojera“ hatte auch zu. Da es schon reichlich spät war, habe ich gesagt, dass wir jetzt einfach ein Taxi nehmen. Wir wollten nach Bellavista, weil dort immer was los ist. Der Taxifahrer hat uns dann berichtet, dass die dort ab 23 Uhr wegen Wartungsarbeiten den Strom abstellen, mit dem Ergebnis, dass wir wieder in die Nähe des Hotels gefahren sind und dort auch ein nettes Lokal mit gutem Essen gefunden haben. Sprich viel Metro-Fahren für nichts. Zumindest war das Essen und der Wein dort sehr gut.

Eigentlich wollte ich ja meine Reise am Schluss mit meinem kleinen Handgepäckskoffer machen, aber so wie ich das Reisen hier bis jetzt gesehen habe, empfinde ich das als ziemlich unpraktisch. Nun hab ich mir zu einem Schweinepreis im „Sommerschlußverkauf“ gleich bei meiner Arbeit ums Eck in einem Outdoor-Shop einen super Deuter-Rucksack gekauft. Was will man mehr? Einen guten Rücksack , der auch für ein  verlängertes Wochenende mal reicht, hat ja eh gefehlt. Ein südamerikanisches Modell wäre zwar stilvoller gewesen, aber der Verkäufer meinte auch, dass die deutschen Rücksäcke bei gleichen Preis deutlich besser sind. Was kann man da noch sagen.  🙂