Monat: März 2010

Ein geruhsames Wochenende

Nachdem ich vor zwei Wochen in Argentinien war, letztes Wochenende am Samstag quer durch Santiago gelaufen bin und am Sonntag dann auch noch den Ausflug nach Valparaiso gemacht habe, war es endlich wieder mal Zeit für ein ruhiges Wochenende.

Somit hat mich die Familie von der Pato am Freitag so gegen 9 Uhr abends abgeholt und wir sind zu ihnen aufs Land gefahren. Dort sind wir dann ganz gemütlich zusammengesessen haben Schinken direkt vom Bein heruntergeschnitten, dazu ein paar Kleinigkeiten gegessen und haben uns total verratscht. Es war dann doch 4 Uhr bis wir ins Bett gekommen sind.

Am nächsten Morgen kamen dann noch zwei Deutsche aus Freising zum Übernachten. Die beiden machen zwei Wochen Urlaub und wollen ein bisschen durch Chile reisen. Somit sind wir dann erstmal auf der Terrasse zusammen gesessen und dann Empanadas und Ensaladia Chilena  gegessen. Später musste die Familie von der Pato dann zu einer Taufe. Da die beiden neuen Freisinger Santiago noch nicht kannten, sind wir dann mit der Metro ins Zentrum gefahren und ich hab Stadtführer gespielt. Ich kannte die ganzen Sachen ja schon. Ich glaube es war ein bisschen viel für die. Aber man kann sagen, dass sie in knapp 4 Stunden alles gesehen haben.
Am Abend waren wir alle Hunde müde. Die beiden Freisinger von der langen Anreise und wir von der langen Nacht zuvor.

Am Sonntag war dann erstmal Frühstücken angesagt. Das ging dann mehr oder weniger fließend in ein nachmittägliches Asado über zu dem ca. 15 Leute und Kinder gekommen sind. Zudem kamen einige der Gäste in den Genuss von Huber Weiße und Tegernseer Bier, dass die beiden Deutschen mitgebracht haben (zum Glück findet die Zoll- und Gepäckkontrolle am Flughafen wegen des Erdbebens noch in Zelten statt, sonst hätten die das wahrscheinlich nicht durch bekommen). Es gab ca. 4 Kilo Rindfleisch, Würstel, Salat und, und , und… . Ich war unglaublich satt.

Gegen 18 Uhr bin ich dann zurück nach Santiago und habe mich mit dem Sergio aus Landshut und seinem Bruder im Patio Bellavista getroffen. Die beiden machen einen Rundreise durch Südamerika und hatte zwei Nächte in Santiago. So haben wir uns da getroffen und etwas getrunken. Danach sind wir erstmal zu denen ins Hotel, um danach was essen zu gehen. Dummerweise war gestern Sonntag und da hat fast alles zu. Sie haben mich gefragt, ob ich Lokale zu empfehlen hatte. Ich wusste schon ein paar, wo man gut essen kann. Also sind für mit der Metro nach Bellas Artes gefahren. Das Lokal „Casa Naranja“ war zu. Also wieder in die Metro und nach Puente Cal y Canto gefahren. „La Piojera“ hatte auch zu. Da es schon reichlich spät war, habe ich gesagt, dass wir jetzt einfach ein Taxi nehmen. Wir wollten nach Bellavista, weil dort immer was los ist. Der Taxifahrer hat uns dann berichtet, dass die dort ab 23 Uhr wegen Wartungsarbeiten den Strom abstellen, mit dem Ergebnis, dass wir wieder in die Nähe des Hotels gefahren sind und dort auch ein nettes Lokal mit gutem Essen gefunden haben. Sprich viel Metro-Fahren für nichts. Zumindest war das Essen und der Wein dort sehr gut.

Eigentlich wollte ich ja meine Reise am Schluss mit meinem kleinen Handgepäckskoffer machen, aber so wie ich das Reisen hier bis jetzt gesehen habe, empfinde ich das als ziemlich unpraktisch. Nun hab ich mir zu einem Schweinepreis im „Sommerschlußverkauf“ gleich bei meiner Arbeit ums Eck in einem Outdoor-Shop einen super Deuter-Rucksack gekauft. Was will man mehr? Einen guten Rücksack , der auch für ein  verlängertes Wochenende mal reicht, hat ja eh gefehlt. Ein südamerikanisches Modell wäre zwar stilvoller gewesen, aber der Verkäufer meinte auch, dass die deutschen Rücksäcke bei gleichen Preis deutlich besser sind. Was kann man da noch sagen.  🙂

Chile 3.Welt?

Oft vor meiner Abreise habe ich den Satz gehört: „Uhh, Chile, so lange willst du in die 3. Welt gehen“. Auch im Internet wird Chile oft noch der 3. Welt zugeordnet, weil etwa die Hälfte der Einwohner Chiles in der Hauptstadt wohne und alles ausser der Hauptstadt von der Entwicklung etwas hinterherhinkt. Ebenso weil nicht so sehr viel produzierende Industrie gibt. Sogesehen müsste man dann aber auch Irland in die 3.Welt stecken.

Ein bisschen konntet ihr ja schon an meinen bisherigen Fotos sehen, dass vor allem Santiago gar so rückständig ist, wie man es sich als Europäer vorstellen mag. Jetzt mit den ganzen Bildern nach den Erdbeben schon gleich noch viel weniger.

Um euch mal zu zeigen, wie es in den Geschäftsvierteln Santiagos rund um meine Arbeit hier aussieht, kommen nun mal ein paar Bilder. Was bei den Bildern auffällt ist der extreme Kontrast zwischen teils alten Häusern und den ganz modernen Büro-Hochhäusern. Das erste Bild ist von dem Haus in dem ich mein Praktikum mache. Die letzten Bilder zeigen das Flußufer vom Mapacho, wo ich mich häufiger mit Andenblick Mittags einfach mir ein paar Empanadas in die Sonne lege.

Hauptsache nicht gekauft

So, nun kommen wir hier mal auf den Punkt, der wahrscheinlich die Leute bei mir in der Arbeit brennend interessieren wird. Ich hab ja vorher schon angenommen, dass es hier weniger wichtig ist, ob man eine CD oder eine Software im Original besitzt. Aber was ich hier Tag täglich erlebe übertrifft die Erwartungen dann doch.

Von dem einen CD-Verkäufer im Bus habe ich ja schon erzählt. Der hat die aktuellen Top 50 als Raubkopie dabei gehabt. Wirklich schön gemacht, mit Cover und allem. Wie man es ja auch von den Schwarzmärkten aus dem Osten kennt. Überrascht war ich von dem Service die Raubkopien im Bus gleich auf dem zur Verfügung gestellten Discman Probe zuhören. So kann man jedenfalls schon mal vermeiden, dass man sich hier für 50 Cent eine schlechte Raubkopie kauft.

Nach Ereignissen wie diesem habe ich mich gefragt, wie man das hier im täglichen Leben handhaben würde. Erst mal die positive Nachricht. Es wird hier auch Linux und Opensource-Software verwendet.
Sonst wird hier munter kopiert, gecracked und das auch noch mit Stolz und nicht aus der Notwenigkeit heraus. Nicht wie bei uns zu Hause, wenn es was schlimmes ist, wenn man Software illegal einsetzt und immer das schlechte Gewissen bleibt.

Hier gilt es als achtenswerter Erfolg, wenn man wieder etwas mit einem Crack zum Laufen gebracht hat. Also ich finde es schon ein wenig extrem. Auch wahre Gigabyte-Berge an Musik wurden mir schon angeboten. Bis jetzt habe ich mich noch nicht anstecken lassen. Was will ich mit soviel Musik. Ich höre die ja doch nie an.  Irgendwie glaube ich, komme ich von einem anderen Stern. Also diese Einstellung ist etwas, das man in diesem Umfang nicht mit nach Deutschland mitnehmen muss.

Anders sieht es bei Youtube aus.  Da gehen ebenso Sachen nicht, genau wie in Deutschland. Hier haben scheinbar die US-Musiklabels ebenso den Daumen drauf.
Ebenso lohnt sich hier ein Server kaum. Es geht nicht mehr als in Deutschland und die Preise für WebHosting sind extrem hoch. Ein V-Server ist im Monat nicht unter 50-70€ zu bekommen. Als ich denen in der Firma von den Preisen in Deutschland erzählt habe, sind sie aus allen Wolken gefallen. Die holen sich jetzt wahrscheinlich einen V-Server in Deutschland. 🙂

Valparaiso es un sueño

Heute war es dann endlich so weit. Valparaíso war ein wichtiger Punkt auf meiner Liste, den ich unbedingt sehen wollte. Wenn man eine Stadt des Weltkulturerbes nur 1,5 Stunden mit dem Bus vor der Haustüre hat und dann zudem noch den Pazifik sieht, muss sich das ansehen.

Die Tickets habe ich am Vortag schon geholt. Also ging es um 10 Uhr morgens mit dem Bus Richtung Westen. Egal in welche Richtung man von Santiago fährt, man muss immer über ein Gebirge fahren. Hier allerdings nur geschätzte 200 Meter. Was während der Fahrt aufgefallen ist, dass in dieser fast schon wüstenähnlichen Berglandschaft scheinbar noch Firmen Retorten-Wohngegenden aus dem Boden gestampft werden. Da schauen dann alle Häuser absolut gleich auch und im Gegensatz zu der Gegend bei der Pato liegen diese Orte dann wirklich im nichts. Also ohne Auto nicht machbar.

Je näher wir dem Meer kamen, um so grüner wurde es. Nadelwälder mit ein paar Seen beginnen. Dazu grüne Täler, wo allerhand Obst angebaut wird.

Pünktlich nach 1.5 Stunden kam ich dann am Busbahnhof in Valparaíso an. Also erstmal Richtung Stadtzentrum laufen. Was sofort auffällt, dass hier noch sehr viel Architektur aus der Jahrhundertwende und von davor übrig ist.

Wie soll man diese Stadt nun an besten beschreiben. Die Stadt hat einen etwa 400m breiten bebauten Streifen unten am Meer. Dort gibt es höhere und moderne Häuser. Direkt dahinter beginnen die Hügel. Der meiste Teil der Stadt erklimmt also die Hänge. Und das ist das wirklich beeindruckende. Es wird so, als hätte man eine Sack mit bunten, kleinen Häusern einfach so über die Hügel ausgeleert und alles einfach so legen lassen, wie es gefallen ist. Wenn man etwas übereinander liegt, dann erhöht das nur den Reiz. Die einzelnen Hügel sind alle über Steile Straßen, viele Treppen und die berühmten Ascensores (kleine Schrägaufzüge) verbunden. Diese Schrägaufzüge gehören auch zum Weltkuluterbe, wurden alle zwischen 1880 und 1910 erbaut und funktionieren bis heute ohne Modifikation. Ist alles also historische, aber zuverlässige und einfach Technik. Eine Fahrt kostet immer zwischen 100 und 300$ und nimmt einem viel Treppensteigen ab.

Was macht nun den besonderen Reiz der Stadt aus. Für mich sind es die bunten, kleinen Häuser, die Hügel, dahinter das Meer, die Ascensores, aber vor allem, dass nicht alles herausgeputzt ist und glänzt. Es Reihen sich schöne Villen , neben Ruinen, neben baufällige Gebäude, die aber immer noch bewohnt werden. Farbe ist vor allem dazu da, dass sie abblättern kann. Zudem ist es nicht besonders sauber, es gibt viele Hunde und teilweise richt es auch mal etwas strenger. Das alles ergibt eine Mischung, die absolut beeindruckt. Ich glaube diesen Versuch hat noch niemand vorher gewagt, aber ich nenne jetzt mal Valparaíso das „Venedig Chiles“. Die Kanäle muss man einfach nur durch die Ascensores ersetzen.

Ein bisschen problematisch hat sich nur die Suche nach dem Mittagessen herausgestellt. Bei 30 Grad wollte ich auf jeden Fall draußen sitzen. Das mögen die Chilenen aber scheinbar gar nicht. Es gibt eine Menge Bar, alle furchtbar dunkel. Auf den wunderschönen Plätzen gibt es höchstens ein Kaffee. Und wenn man mal was zum draußen sitzen findet, dann ist das entweder ein Edel-Restaurant oder eben direkt was Touristen (Preis hoch, Qualität mäßig). Also hier finden Valparaíso und nicht zueinander. Also wurden es einfach wieder Empanadas auf einer Parkbank.

Mit der Besichtigung war ich dann nun durch. Es bliebt aber noch Zeit die ich nutzen wollte, um an den Pazifikstrand zu gehen. Schwieriges unterfangen. Am schnellsten die Hafenmetro nehmen. Der die kann man nur nutzen, wenn man sich eine aufladbare Metrokarte kauft. Nicht schon wieder. Das System ist so touristen-unfreundlich. Jetzt hab ich schon eine Karte für Santiago (die auch Sinn macht) und einen für Mendoza. Jetzt nicht noch eine für Valpo. Also laufen. Nach 30 Minuten konnte man über eine winzigen Weg über die Gleise zu dem „Strand“. Er war etwa 100 Meter lang und wegen großer Brandung und Steinen konnte man vom Sand nicht ans Wasser. Baden verboten. Na egal. Eine Stunde einfach in die Sonne legen und das Meer hören ist ja auch was.
Dann ging es mit dem Bus auch schon wieder zurück nach Santiago.

Man kann sagen, dass wenn man nach Chile kommt, man sich viele Überlegen kann, ob man es auslässt oder sich anschaut. An Valparaíso führt aber absolut kein Weg vorbei. Die Stadt beeindruckt, wie sie ist.

Am Wochenende ein bisschen in Santiago

Am Freitag Abend war erstmal ein kurzfristig zustande gekommenen Grillfest angesagt. War wirklich ganz nett. Am Samstag hieß es dann erstmal ausschlafen. Anschließend habe ich mir noch den Markt auf den anderen Flussseite von Mercado Central angeschaut. Auch wenn alle Reiseführer den Mercado Central hochloben, für mich ist er nichts anderes als eine Touristenattraktion. Kaum Mensch kauft da noch ein, vom Fischmarkt abgesehen. Dafür gibt es dort einen Haufen Restaurants in denen man auch gar nicht schlecht essen soll. Nur quatschen einen da jeden Meter irgendwelche Ober an, ob man nicht in ihrem Restaurant essen wolle. Und das um 10:30 Uhr vormittags. Auf der anderen Fluss-Seite sieht es dann schon anders aus. Dort wird Obst und sonstigen in gedrängtem Gewimmel verkauft. Es ist laut, die Stände sind provisorisch aufgebaut, es riecht nach Gewürzen und es wird auf einfache Art Essen zum mitnehmen zubereitet. Es ist nicht unbedingt sehr sauber und vieles auch nicht appetitlich, aber so stell ich mir einen südamerikanischen Markt vor.

Anschließen ging es dann noch mal auf den Cerro San Christobal. Leider war es ziemlich diesig, so dass es aus dem Blick auf die Cordillera wieder nichts wurde.

Zu Hause angekommen, hieß es erstmal ausruhen. Hunger hatte ich auch. Kein Problem, der Kühlschrank ist ja voll. Dummerweise war die Familie übers Wochenende weg und sie haben aus Versehen die Speisekammer zugesperrt, wo auch die Töpfe sind. Das Gas für den Grill im Hinterhof ist auch noch leer. Mist. Mit dem Fleisch wird es also nichts. Da ich was warmes wollte, musste dann eben ein Huhn vom Supermarkt dran glauben.  Auch gut.

Die Chilenen und das Essen

Man hat es ja vielleicht schon vorher in meinen Artikeln durchgehört, dass das chilenische Essen zwar durchaus seine Vorteile und Highlights hat, auf der anderen Seite aber auch ziemlich eintönig ist.
Bei den Hauptgerichten sieht es meistens so aus, dass es ein Stück Fleisch oder Huhn gibt und dazu kann man dann zwischen Reis oder einer Art Kartoffelbrei wählen. Das Fleisch kommt meist vom Grill oder vom heißen Blech (plancha). Dies ist zwar alles lecker, aber leider bekommt man auf diese Art der Zubereitung keinen einzigen Tropfen Soße. Wenn man dann noch Reis als Beilage hat, dann bleibt einem das Essen buchstäblich im Hals stecken.

Also bei der Arbeit um die Ecke ist da so eine Art Mensa, und

Als Highlights sind auf jeden Fall folgende Dinge zu nennen:

  • Empanadas = gefüllte Teigtaschen. Gibt es mit Fleisch / Zwiebeln / Aji oder auch mit Käse / Champignon und mit vielen anderen mehr. Man kann sie eigentlich überall kaufen. Auf Wunsch werden sie einem dann auch noch gleich aufgebacken.
  • Das chilenische Süß-Gebäck. Ist wirklich schön süß und unglaublich lecker.
  • Manjar oder dulce de leche = Wenn man Kondensmilch mit wahnsinnig viel Zucker aufkocht, dann kommt glaub ich so was in der Art raus. Eine Art Karamellcreme. Die ersten Tage konnte ich es nicht essen, weil es mir zu süß war. Jetzt hab ich fürs Frühstück mein eigenes Manjar zu Hause. Ein Traum. Ich hab keine Ahnung, wie ich in Deutschland ohne Manjar leben soll.
  • Eis gibt es in vielen tollen Sorten. Etwa „dulce de leche“ oder „suspiro limeño“ (ist eigentlich peruanisch). Suspiro limeño ist ein Eis, das mehr Ähnlichkeit mit einer Eistorte hat.
  • Pebre = ist eine würzige Soße z.B. zum Grillen. Besteht aus Tomaten, Zwiebeln, Aji (die chilenische Chilisorte) und Koriander
  • Ensaladia chilena = Der chilenische Salat. Tomaten, Zwiebeln, Aji und Koriander. Entweder grober geschnitten als Salat oder feiner mehr als Brotaufstrich
  • Pastel de choclo = Ist so eine Art Auflauf aus Mais und Hackfleisch. Das Ganze bekommt dann oben drüber eine karamellisierte Zuckerschicht.
  • Cazuelas = Eintöpfe mit allerlei Inhalt. Ist immer eine gute Wahl

Man könnte die Liste jetzt noch endlos weiterführen.

Leider muss ich aber auch die Schattenseiten ansprechen. Vor allem ist das das gestörte Verhältnis der Chilenen zum Essen. Fastfood, wie Completos (Hot-Dogs) sind in und grässlich. Es wird viel Mayonnaise benutzt, viel Fleisch und wenig Gemüse gegessen. Alles in allem also eine ziemlich eintönige und ungesunde Ernährung. Das Brot ist zu 90% Weißbrot und besitzt kaum Geschmack (dafür werden Semmeln auch nach 3 Tagen nicht hart, wenn man sie liegen läst; keine Ahnung, mit was die die behandeln).
Auf der anderen Seite sind die hier aber auf dem totalen Light-Tripp. Das ist echt extrem im Vergleich zu Deutschland. Im Supermarkt ist es absolut unmöglich einen Yoghurt zu kaufen, der nicht light ist. Auch bei den Säften ist es so. Mit dem Ergebnis, dass sowohl die Yoghurts als auch die Säfte kaum Geschmack haben, wenn dann eine dünnen, künstlichen oder süßen.

Unglaublich, aber ab und an habe ich wirklich dringendes Verlangen nach was grünem. In Deutschland kam das eigentlich nie so intensiv auf.

Zusammenfassend kann man aber sage, dass man hier alles andere als verhungern muss. Zugenommen hab ich glaub ich aber auch nicht, wobei das bei mir ohnehin ein anderen Kapitel ist.
Wirklich toll ist, dass man hier z.B. Mittags ein Menü, also Suppe oder Salat zur Vorspeise, ein Hauptgericht mit Fleisch, einen Nachtisch und ein Getränk fast überall zwischen 2000 und 3500 $ bekommt, also zwischen 2,60€ etwa 4,30€. Das ist echt perfekt. Auch die Getränke abends sind total günstig. Ein Pisco Sour ca. 1500 $ (knapp 2 €), ein Mojito 2000-2500 $ (also ab 2,60€). Und dann gibt es oft noch Angebote etwa zwei Cocktails für 3000$. Ein Schop Bier kostet auch so immer um die 1200-1500$.
Bei der Arbeit in der Mittagspause geh ich somit meist was in so einer Bar essen. Die meisten im Büro gehen zwar in so eine Art Mensa, wo es immer ca. 2000$ kostet, aber das Essen dort ist wirklich kaum genießbar. Fett, keine Soße. Somit ist das für mich keine Alternative.

Die kleinen Unterschiede

Nach nun einiger Zeit, sind mir so einige Dinge aufgefallen, die hier ein bisschen anders laufen bzw. die man nun nicht unbedingt nach Südamerika packen würde. Ihr seht hier eine wahllose Liste ohne Wertung.
Sind auch viele Punkte, die einen eigenen Artikel nicht rechtfertigen

  • Die großen Konsumtempel sind blitzblank, riesig und könnten so auch mit Sicherheit direkt in den USA stehen
  • Der öffentliche Nahverkehr hat seine Tücken (hab ich ja schon mal erwähnt)
  • Alle Duschen, die ich bis jetzt testen durfte, könnte entweder heiß oder kalt. Einen angenehmen Mittelwert vermöchten die Mischbatterien nur für Sekunden zu halten. Mich haben hier erst andere Leute auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht. Bei der Pato im Neubau ist die Dusche zwar schon sehr luxuriöse zu einer langen Dusche lädt das Wechselspiel der Temperaturen aber auch da nicht ein.
  • Im Supermarkt kauft man nicht nur Gemüse und Obst nach Gewicht, sondern auch Semmeln und Brot. Wichtig ist es, dass alles in eine eigene Plastiktüte verpackt wird. 🙂
  • Wenn  an der Supermarktkasse dann ein krummer Betrag herauskommt, dann fragt einen oft die Kassiererin, ob man den Betrag auf die nächst höhere, runde Summe an eine christliche Hilfsorganisation spenden möchte.
  • Man bekommt für wirklich alles einen Kassenzettel. Wenn man ihn liegen lässt, wird das nicht gerne gesehen. Warum könnte ich noch nicht ergründen. Besser dann draußen in den nächsten Mülleimer werfen.
  • Es wird auf der Straße viel telefoniert. Was mich wundert, weil es mit dem ganzen Vorwahl- und Nummern-Wirrwarr wirklich nicht einfach ist. Mag auch an meinem Anbieter Claro liegen, der wie ich finde nicht der Beste ist.
  • Sachen, wie Ketchup, Marmelade oder Senf, gibt es nur im Beutel.
  • Zur Begrüßung geben sich Männer und Frauen  jeweils ein Besito auf die rechte Backe. Nur eines, nicht wie in Spanien zwei. Unter Männern nur der Handschlag. Von diesem Verfahren wird auch in der Firma morgen gebraucht gemacht, womit die erste halbe Stunde schon Mal mit ständigen Besitos vergeht.
  • Obwohl es hier am Tag immer richtig warm ist (heute etwa 30 Grad), kühlt es in der Nacht immer ganz schön runter, so dass man ohne Pullover unmöglich auskommt.
  • Paracetamol oder ähnliche Alltagsmedikamente werden hier in der Apotheke direkt im Bilster aus einer Kruschkiste verkauft. Ich wurde gefragt, ob ich die leichten oder die starken Paracetamol haben will. Die „leichten!!“ hatten 500mg. Puhh. Kosten für 10 Stück etwa 20 Cent. Ohne Rezept, ohne Schachtel ohne Beipackzettel. Die haben zwar auch Medikamente im der Schachtel, aber ich glaube die sind nur Zierde. 🙂
  • Es gibt hier keine Mücken. Man kann das Fenster bei eingeschaltetem Licht offen haben und es passiert nichts.
  • Es gibt Fastfood an jeder Ecke. Die Krönung des chilenischen Fast-Foods nennt sich Completo. Ist ein Würstchen ohne Geschmack in einem Brot ohne Geschmack. Also eine Art Hot-Dog. Drauf kippen die dann Mayonnaise, Avocado, Sauerkraut, Ketchup, Senf und weiß ich was. Ich hab es noch nicht probiert und werde es auch sein lassen.
  • Es gibt hier in Santiago nicht einen einzigen Touristen-Shop. Unglaublich. Wollte mir eine chilenische Fahne organisieren, hatte aber bis jetzt keine Gelegenheit
  • Geldabheben am Automaten wird zum Ratespiel. Man steckt die Karte rein und wird von 12 (ich hab es gezählt) Menüpunkten erschlagen, die für mich alle das gleiche bedeuten. Man kann da scheinbar echt viel machen. Aber Geld bekommt man mit einer ausländischen Karte, wenn man die Option „extranjero“ wählt. Alle anderen 11 Menüpunkte führen zum Abbruch. Ich hab das erste mal kapituliert, einen der 11 Abbrechen-Buttons gedrückt 🙂 und mich dann statt durch das spanische durch das englische Menü gequält. (Schande über mich)
  • Ohne R.U.T. Nummer, sprich einer chilenischen Personalausweis-Nummer wird hier vieles schwierig. Man wird hier ziemlich oft bei Reservierungen bzw. auch beim Kauf der Prepaid-Handykarte  danach gefragt.
  • Genauso ist es wenn man kein chilenisches Bankkonto und keine chilenische Kreditkarte hat. Die Metrokarte kann man online nur mit einem chilenischen Bankkonto aufladen. Flüge bei Skyairlines kann man nur mit einer nationalen Kreditkarte kaufen. Ich denke wir müssen hier in meiner Firma in Freising die Texte für die Kreditkarten anpassen. „Mastercard, das weltweites akzeptierte Zahlungsmittel, außer in Chile“. Somit musste ich halt wieder durch die halbe Stadt sausen um in einen Skyairline-Shop zu kommen und dann da Cash zu zahlen.
  • Warum bilden sich vor den Banken morgens bereits um 8:10 Uhr Schlangen (es stehen immer mindestens 5 Leute an), wenn man weiß, dass die Bank erst um 8:30 Uhr aufmacht? Der Geldautomat wird hier nicht benutzt.
  • Das Erdgeschoss ist hier der 1. Stock. Sprich, wenn man unten im Eingang ist den Lift steigt, dann steht die Anzeige auf 1. Der Keller ist -1. Das ist hier in ganz Chile so. Also sprich 0, oder Erdgeschoss (oder wie in Spanien planta baja) heißt hier 1. Stock (piso 1). Das verwirrte anfangs schon. Somit arbeite ich nicht im 13. Stock, sondern nach deutschem Verständnis im 12..
  • In der Metro gibt es Züge mit grünem und rotem Licht. Die mit grünem Licht, sind ganz normale Züge. Bei denen mit rotem Licht handelt es sich um Expresszüge, die in den meisten Stationen durchfahren. Wenn man in eine Zwischenstation will, dann kann man also erst einen Rot-Licht-Zug (nicht Missverstehen 🙂 ) nehmen und dann die letzte Station mit einem Grün-Licht-Zug fahren. Wenn man es weiß, ist es ein super System, weil man dann wirklich schnell voran kommt. Die Lämpchen sind nur recht unscheinbar, dass man dieses System erst dann bemerkt, wenn man in einem Express-Zug durch eine Station durchgefahren ist.

Ebenso wie den Artikel über die Sprache, werde ich auch diese Liste Stück für Stück erweitern.

Résumé nach dem 1. Monat

Nun bin ich doch schon glatt einen Monat hier. Zeit mal eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Bis jetzt kann ich sagen, dass ich den Schritt hier einige Zeit nach Chile zu kommen bis jetzt nicht eine einzige Minute bereut habe. Der Kulturschock blieb bislang immer noch aus und ich rechne nicht, dass er jetzt nach Argentinien noch kommt. Heimweh kam auch noch nicht auf . Dafür ist viel zu viel los um sich zu langweilen und viel an zu Hause zu denken.

Ich habe diesen Monat wahnsinnig viel erlebt und viele neue Erfahrungen gemacht. Dazu gehören auch so schwerwiegende Erfahrungen, wie das Erdbeben, das mich im Nachhinein doch sehr zum Nachdenken bewegt hat und mit Sicherheit ein Erlebnis war, dass ich mein Leben lang nicht vergessen werden. Mit all seinen Schrecken und negativen Seiten, aber auch den Konsequenzen, dass Freundschaften um so wichtiger sind und auch das Glück jeden Tag genießen zu können.

Einen guten Beitrag leisten auch die Chilenen, die einem ausnahmslos freundlich und hilfsbereit zur Seite stehen.
Das Leben hier läuft einfach unglaublich gelassen ab, auch wenn ich jeden Tag über 9 Stunden in der Arbeit bin. Leichter kann es ein Land einem Ausländer wirklich kaum machen.

Ich habe soviel Energie und weiß nicht, woher sie kommt. Es überhaupt kein Problem zu arbeiten, spät ins Bett zu gehen und am Wochenende auch noch was zu unternehmen.

Diese Woche habe ich auch das erste Mal das Gefühl, dass sich sprachlich ein bisschen was nach vorne bewegt hat. Ich hoffe, dass es nicht nur chilenischer Alltags-Slang ist, ¿catchai?

Wenn ich vorher gewusst hätte mit welchen Situationen ich zu kämpfen haben würde, hätte ich die Reise mit Sicherheit nicht gemacht. Ich glaube aber, dass ich mit den Aufgaben schon gewachsen bin und ich glaube auch, dass ich mich ein wenig verändert habe. Aber das müsst ihr dann zu Hause beurteilen.

Es ist ein Traum, wenn man sich in der Mittagspause ein paar Minuten in den Park am Ufer des Flusses des Mapocho legen kann und es scheint einem die Sonne ins Gesicht. Die Wochenenden sind stets ausgefüllt, mit Ausflügen, Entspannen und einfach nur Freude treffen. Die Landschaft rundherum ist wunderschön und begeistert jeden. Dabei kenne ich die wirklichen landschaftlichen Highlights, wie die Atacama-Wüste noch gar nicht.

Chile, ich glaube ich hab ein Problem mit dir! Du hast mich erobert!
Und herzlichen Glückwunsch Pato. Du hast mir immer prophezeit, dass ich mich in Chile wohlfühlen würde und ich hab dir nie geglaubt, weil Südamerika viel zu exotisch sein würde um sich da als Deutscher wohl fühlen zu können.

Ich kann nur sagen, dass ich hier jeden Abend mit einem Lächeln ins Bett gehe und mir im Inneren einfach nur denke „schön“, nicht mehr.

P.S.: Auch wenn diese Zeilen so klingen, als würde ich hier bleiben wollen, macht euch keine Sorgen, ich komm schon zurück. Es hängt ja auch was an daheim.

Argentina es diferente

Am nächsten Tag bin ich erst  nach 10 Uhr aufgestanden. Dann erstmal so die Gegend erkundet. Was einem sofort auffällt, dass in Chile der Lebensstandard schon höher ist. Nicht krass, aber man sieht es. Es ist weniger europäisch als Chile. Viele alte Häuser gibt es in Mendoza nicht. Die sind alle bei einem Erdbeben Anfang des Jahrhunderts kaputt gegangen. Somit gibt es vor allem neuere, uninteressantere Gebäude. Die Straßen sind aber alle schön bunt und mit Reklameschildern nur so gepflastert. Hat seinen Reiz.
Da die Region um Mendoza für ihre Weine berühmt ist, wollte ich aufs Land zu eben so einem Weingut. Also erstmal ins Touristen-Büro und nachfragen. Aha, also ganz einfach zwei Straßen weiter den Bus 173 nehmen. Als ich dort angekommen war, habe ich herausgefunden, dass man den Bus nur mit Münzen oder Wertkarten nutzen kann. Also im Kiosk erstmal eine Wertkarte gekauft. Gleichzeitig hat man versucht mir eine Wein-Bike-Tour aufzureden. Nein danke. Als dann besagter Bus 173 kam, hab ich zur Sicherheit den Busfahrer gefragt, ob er zu dem Weingut fährt. Die Antwort war nein, es wäre der Bus 174. Ein Passant sagt Nummer 171 wäre richtig. Die 172 schied glücklicherweise aus. Also am besten Mal dem Busfahrer glauben und die 174 nehmen. Hat auch gepasst. Nach einer Stunde Kurverei durch die Vorstädte war ich nur 2km vom Weingut entfernt. Man war jetzt schon in einer etwas anderen Welt als in Chile. Auf der Landstraße sah man alte,  überladene Kleintransporter, LKW, die einen riesen Krach machten und richtig stanken. Vor allem fielen aber die Siedlungen auf. Die Straßen waren purer Staub und die Häuser sahen zwar nicht schlimm, aber auch nicht nach Luxus aus.
Also bin die 2km zum Weingut gegangen. Links und rechts neben der Straße sah man nichts als Weinberge. Im Hintergrund die verschneiten Anden. Ein wunderbares Bild.
Angekommen im Weingut schloss ich mich einer Führung an, die wirklich nett gemacht war. Danach gab es 4 Kostproben. Puhh, der argentinische Wein hat zwischen 13 und 15 %, und das am frühen Nachmittag. Es gab auch ein echt nettes Restaurant und ich hätte dort auch gerne was gegessen, aber es gab am heutigen Tag nur Lamm.
Also zurück nach Mendoza. Da ich keine Lust hatte die 2 km zurück zu laufen, habe ich auf der Landstraße einfach den nächsten Linien-Bus angehalten, der in die Richtung fuhr. Der Busfahrer hat mir nach dem Einsteigen aber eröffnet, dass er nur bis in den nächsten Ort Maipú fährt. Meine Wertkarte war nun aufgebraucht und ich stand in Maipú. Die Karte muss ich also nun nur aufladen und dann könnte ich ja den Bus nach Mendoza nehmen. Also erneut fragen. Die Antwort einer Frau mit Kind, die ich fragte, wo man denn hier die Wertkarten aufladen könne, war  kurz und knapp: „Um diese Uhrzeit hier gar nicht“. Sie fragte weiter, ob ich Münzen hätte. Ich musste das verneinen. Darauf hat sie nur gemeint. Nicht so schlimm, ich solle einfach schnell zwei Straßen weiter mit zu ihr nach Hause kommen und dann wechselt sie mir. An der Haustüre bekam ich mein Geld gewechselt und noch die beste Busnummer für die Rückfahrt. Ich hab mich tausend Mal bedankt und war total platt von der Hilfsbereitschaft.

Zurück in Mendoza hatte ich erstmal Hunger und somit ging es in ein Straßenrestaurant. Churrasco (auf dem offenen Feuer Gebratenes) mit Salat stand auf der Tageskarte für 35 Pesos (6€). War super und eine riesen Portion. Dann erstmal ins Hotel ausruhen.
Um etwa 8 Uhr ging es dann los zum Abendessen. Auch hier hab ich ein nettes Restaurant in der Fußgängerzone gefunden. Es standen die verschiedenen Gerichte mit Lomo (Lende) zur Auswahl, die sich nur in der Beilage unterschieden. Man konnte zwischen Pommes und einem Champignon oder Pommes und Erbsen wählen. Man sieht schon, der Beilage wird wenig Beachtung geschenkt. Ich muss auch wirklich sagen, dass es mit das beste Stück Rindfleisch war, dass ich je auf meinem Teller hatte. Es zerfiel fast, war saftig und kein bisschen fasrig oder sonst was. Also das Rindfleisch in Argentinien ist kein Gerücht, sondern eine Tatsache.
Nach dem Essen brauchte es einen Verdauungsspazierung. Auf den Plätzen und den kleinen Park waren unglaublich viele Leute unterwegs. War eine tolle Sommer-Abend-Stimmung. Danach ging es ins Hotel.

Am Sonntagmorgen hatte ich ja nicht mehr viel zu tun. Also noch mal kurz durch die Stadt und dann in den großen Stadtpark. Auf dem Weg haben mich zwei Leute gebeten, dass ich ein Foto von ihnen mache und mich gefragt, ob ich aus Venezuela komme. Häää. Also so schau ich echt überhaupt ned aus. Auf jeden Fall ist schmeichelhaft, dass man mich nicht auf den ersten Blick als Deutschen erkennt.
Der Park ist riesig und echt schön. Es fällt sofort auf, was Argentinier Sonntagmittag im Park machen: Die ganze Familie trifft sich, es wird gegrillt und dabei Fußball gespielt. Es ist also kein Klischee. Argentinien ist Asado und Fußball.

Um 14 Uhr ging dann auch schon wieder der Bus zurück nach Chile. Diesmal bei Tag. Es ist wohl die eindrucksvollste Landschaft, die ich je gesehen habe. Zuerst die unendlich Weite und dann erheben sich die Anden in einem weitläufigen Flusstal. Die Berge nennen sich „cerros coloridos“ (bunte Berge) und sie machen ihrem Namen alle Ehre. Danach wird das Tal enger und die Straße klebt am Berghang. Die Gegend ist menschenleer. Die Berge werden höher und höher. Danach geht es durch ein ewiges Hochtal Richtung Scheiteltunnel. Obwohl die Straße nun auf 3100m angelangt ist, sind die Berge rundherum immer noch unglaublich hoch. Durch ein Seitental konnte man den verschneiten 6900m hohen Aconcacua sehen.
Nach dem Scheiteltunnel kamen wir an die argentinisch-chilenische Grenze. Also wieder die selbe Prozedur. Warten, dann aussteigen und die Stempel holen. Auch wenn man die Prozedur schon kennt, ist man hier doch immer etwas angespannt. Als ich beim Abholen des argentinischen Ausreisestempels an der Reihe war, nimmt der Grenzer meinen deutschen Pass und entgegnet mir mit herrlichem argentinischen Akzent: „Guten mein Herr, wie geht es Ihnen?“. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. Der Grenzer hat dann auch gelacht. Man rechnet mitten in den Anden in Südamerika an der Grenze mit viel, aber damit nicht. Nach der Gepäckvisite ging es dann weiter. Diesmal ging es schnell, es hat nur eine Stunde gedauert.
Nach der Grenze geht die Straße steil hinunter über viele Serpentinen. Lastwagen quälen sich hinauf und hinunter. Eine tolle Straße.

Nach langer Fahrt kam ich dann am Busbahnhof in Santiago an. War irgendwie komisch dunkel alles. In den Vierteln um den Busbahnhof gab es kein Licht. Im Busbahnhof schon. Die Metro fuhr auch nicht. Am Busterminal waren riesen Schlangen. Was ist los hier? Also bin ich einfach in den nächstbesten Bus eingestiegen, der so mehr oder weniger in meine Richtung fuhr. Im Bus habe ich erfahren, dass der Bus ziemlich genau bei mir zu Hause vorbei kommt. Die ersten 10 Minuten fuhren wir durch ein dunkles Santiago. Dann gab es auf einer Länge von 3 km Licht, danach wieder Dunkelheit. Nur die Autos und die Häuser mit Notstrom gaben Licht. Zu Hause angekommen, im Kerzenlicht, habe ich erfahren, dass es einen apagón (großen Stromausfall) gab, der etwa 90% des Landes betraf. Wie kann so was sein? Stromausfall für 90% eines Landes? Krass. Nach etwa einer Stunde kam dann der Strom zurück und ich ging nach einem erlebnisreichen Wochenende ins Bett

Hier nun ein paar Unterschiede zwischen Chile und Argentinien:

  • Alles ist viel billiger
  • Fußgängerampeln sind eine Seltenheit, was das Überqueren der Straßen schwierig macht
  • Die Busse sind alt, aber dafür schön bunt
  • Das Brot ist genauso schlecht, wie in Chile
  • Man sieht noch mehr junge Leute auf der Straße
  • Das Durchschnittsalter der Auto dürfte zwischen 20 und 30 Jahren liegen. Unglaublich, was da noch fährt. Teilweise sind echte Oldtimer hier im Alltag im Einsatz. Den Lärm und Gestank verbessert das aber nicht
  • Argentinien trifft mehr das Klischee von Südamerika als Chile

Anreise nach Argentinien

Nachdem ich mich ein bisschen ausgeruht hatte, ging es am Freitag um 21 Uhr abends dann zum Busbahnhof. Dort bin ich mit dem deutschen Puffer von 30 Minuten angekommen. Der Bus hätte um 22:15 Uhr abfahren sollen, verspätete sich dann aber doch 45 Minuten. Man meint, das wäre normal für Südamerika, aber für Chile ist das nicht normal. In der Regel ist hier alles ziemlich pünktlich. Nach dem Einsteigen war ich überrascht von dem Komfort und dem Platzangebot. Das Ganze nennt sich Semi-Cama (also Halb-Bett) und ist eher wie in der First-Class im Flugzeug. Man kann den Sitz fast ganz horizontal klappen, dazu gibt es eine Fußstütze, eine Decke und Kopfkissen. Es sitzt bzw. liegt und schläft sich genauso gut, wie in unserem alten, bunten Gartenliegestuhl. Ein Lunchpaket gab es auch noch. Da ist der Preis von ca. 20€ für die ca. 7 stündige Fahrt echt geschenkt.

Erstmal hab ich mich schlafen gelegt. Nach etwa 2 Stunden Fahrt, ging es dann aufwärts. Eine Serpentine nach der anderen hat sich der Bus hochgeschraubt. Teilweise ging es wegen der vielen Baustellen nur sehr langsam voran. Das beeindruckendste war der Sternenhimmel, den man aus dem Busfenster sehen konnte. Unglaublich. Wenn man mir einen Stern in die Hand gegeben hätte und ich hätte ihn an den Himmel heften sollen, ich hätte keinen Platz dafür gefunden.

Nach der Fahrt durch den Scheiteltunnel kamen wir zur chilenisch-argentinischen Grenzkontrolle. Diese liegt schon ein wenig weiter unten auf „nur“ 2800 m. Dort waren 3 Busse vor uns und so heiß es erst mal 45 Minuten warten. Während dessen kam ich mit meiner Sitznachbarin ins Gespräch. Nachdem ich ihr von meinem Aufenthalt und meiner Reise erzählt habe, hat sie mir gleich die Telefonnummer von ihrer Tochter in La Serena aufgedrängt. Ich soll da doch ungedingt anrufen, wenn ich dort vorbeikomme. Ob die Tochter weiß, dass ihre Mutter ihre Telefonnummer an fremde Leute im Bus verteilt. 🙂
Nach 45 Minuten durften wir dann aus dem Bus aussteigen. Es war bitter kalt. Auch im Pulli. Ich hab gezittert, wie ein Schlosshund. Dann hieß es erstmal anstellen und die Stempel abholen. Den Zettelkram für die Migrationskarten hatte ich im Bus schon ausgefüllt. Nachdem ich meine zwei Stempel hatte, ging es kurz zurück in den Bus. Rucksack holen, wieder raus aus dem Bus und anstellen zur Gepäckkontrolle. Nachdem das Gepäck jedes einzelnen persönlich geprüft wurde, ging es zurück in den Bus. Die ganze Prozedur hat dann knapp 2 Stunden gedauert und ich war total durchgefroren. Danach konnte ich aber wirklich gut im wohlig warmen Bus schlafen.

Um 6 Uhr morgens kam der Bus dann in Mendoza an. Weil es in Mendoza zweimal die Straße Necochea gibt, hat mich mein Google-Ausdruck erstmal in die falsche Straße geschickt. War eine komische Gegend. Sehr untypisch für ein Hotel. Nachdem ich dann gefragt hatte, war es mir klar. Meine Straße Necochea und das Hotel liegen im Zentrum. Also die 15 Minuten wieder zurück zum Busbahnhof. Dort erstmal argentinische Pesos abheben. Da ich nun aber wirklich ins Bett wollte und keine Lust mehr auf Laufen hatte, hab ich mir vom Busbahnhof ein Taxi genommen. Der Taxifahrer kannte zwar die Straße, aber so wirklich auch nicht. Nach zweimaligem Wenden hat er sich entschlossen erstmal in einer Tankstelle nach dem Weg zu fragen . 🙂 Man glaubt es kaum, aber schlussendlich kam ich dann doch noch an. Das Hotel war einfach, aber schön sauber mit großem Bad. Passt. Aber ich wollte jetzt ohnehin erstmal nur noch ein paar Stunden schlafen.